Countdown USA 2019 – 90min.

Filmkritik

Die Zeit läuft ab

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Richtig frisch und neu fühlt sich Countdown nun wirklich nicht an. Autor und Regisseur Justin Dec hatte die Idee zur Todes-App, als er die Uhr seines Handys einstellte. Inspiriert wurde er aber wohl auch von Final Destination und Ring, denn sein Film mutet wie ein Amalgam aus diesen beiden an.

Eine neue App macht die Runde: Countdown. Sie zeigt an, wie lange man noch zu leben hat. Bei den meisten Leuten stehen im Countdown noch Jahrzehnte, bei der Krankenschwester Quinn (Elizabeth Lail, bekannt aus der Serie «You - Du wirst mich lieben») jedoch nur noch ein paar Tage. Erst denkt sie sich dabei nichts, aber dann erlebt sie mit, wie jemand, dessen Countdown abgelaufen ist, genau an diesem Zeitpunkt stirbt. Quinn gerät in Panik und versucht, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, während sie von einer dämonischen Erscheinung verfolgt und terrorisiert wird. Kann man das Schicksal austricksen – oder ist Quinn zum Sterben verdammt?

Dec möchte vor allem unterhalten. Er will dem Zuschauer mit ein paar Schockmomenten Angstschauer über den Rücken jagen, er will ihn aber auch zum Lachen bringen. Das gelingt dem Debütanten eigentlich ganz gut, denn rein formal funktioniert sein Film. Er ist zwar in keiner Weise originell, er unterhält aber ziemlich gut. Vielleicht auch und gerade, weil er zugleich nicht gerade der smarteste Horrorfilm ist. Das zeigt sich schon in den ersten Minuten, als eine Figur sich weigert, sich von einem Betrunkenen nach Hause fahren zu lassen. Muss nicht sein, das Mädchen läuft die Strecke in weniger als fünf Minuten – der Countdown illustriert das sehr schön. Überhaupt bröckelt Decs interne Logik ganz gewaltig, denn er bietet eine Erklärung für den Todesfluch, widerspricht sich am Ende jedoch selbst.

Darüber muss man hinwegsehen – oder es einfach hinnehmen. Denn Countdown mag zwar nicht der beste Horrorfilm sein, er ist aber sicherlich einer der unterhaltsamsten, weil die Mischung aus Jump Scares und Humor tatsächlich ganz gut funktioniert und darüber hinwegtäuscht, dass alle Figuren reichlich klischiert daherkommen. Bisweilen kann der Film sogar überraschen: So zum Beispiel mit der Figur des Priesters, den die Protagonisten um Hilfe ersuchen. Denn dieser Priester ist so ganz anders, als man sich einen Würdenträger vorstellt. Besonders toll: Sein Enthusiasmus in Hinsicht auf Dämonen. Tatsächlich ist dies die beste Figur des Films. Sollte es ein Sequel geben, wäre es sicherlich nicht die schlechteste Idee, es um Vater John herum aufzubauen. Countdown ist kein Genre-Highlight, aber auf seltsame Art und Weise sehr vergnüglich. Vor Schreck zusammenzucken werden hier aber wohl nur zartbesaitete Gemüter.

24.01.2020

3.5

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Kommentare

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Kinojunkie

vor 4 Jahren

Der Film ist hervorragend! Es ist bis zur letzten Sekunde spannend und wahrlich ein Horrorthriller. Man scheisst sich gehörig in die Hose vor Grusel. Nervenkitzel garantiert!


Taz

vor 4 Jahren

Enttäuschend, weil vorhersehbar und spannungsarm. Der Dämon taucht ein paar Mal auf (booh!), aber Schreckmomente sind kaum erwähnenswert. Aber der Grusel (oder Horror?-)Film hat ja 2020 noch ein paar Pfeile im Köcher. Kann nur besser werden.


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