Downton Abbey Grossbritannien, USA 2019 – 122min.

Filmkritik

Das Ende einer Ära

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Nach sechs Staffeln zieht «Downton Abbey» vom Fernsehen ins Kino um. Beispiele für derartiges gab es schon häufig, selten passierte eine Kino-Fortsetzung aber derart schnell – nur gut drei Jahre nach dem Serien-Finale. Am Ruder sitzt Julian Fellowes, der die Serie entwickelt und auch das Drehbuch für den Film geschrieben hat, während Michael Engler, der auch das Serien-Finale inszenierte, auf dem Regiestuhl Platz nahm.

Ganz Downton Abbey ist in Aufregung, denn der König und die Königin haben sich angekündigt und erweisen dem Hause Grantham die Ehre. Zu ihrer Ehren müssen Lunch, Parade und Dinner organisiert werden, aber der Earl of Grantham ist gar nicht sicher, ob sie alle nach den Jahren der Veränderungen den königlichen Besuch wirklich würdig empfangen können. Das Personal sieht dem Ganzen auch mit gemischten Gefühlen entgegen, da der royale Haushalt mitkommt und sich den „Gemeinen“ gegenüber als besser versteht, während die Countess of Grantham nicht nur die Sorge treibt, ob man das Familienanwesen nicht verbürgerlichen sollte.

Es ist ein interessanter Film geworden, einer, der moderner anmutet, als man angesichts des zeitlichen Settings erwarten sollte. Aber er erzählt von einer Welt im Umbruch, den Resten eines britischen Empires, das schon bald noch weiter schrumpfen sollte. Man kann nicht umhin, Parallelen zum aktuellen Grossbritannien zu sehen. Das wird Fellowes auch beabsichtigt haben, ist er doch ein feinsinniger Erzähler, der ein Gespür nicht nur für Figuren, sondern auch ihre Milieus hat.

Entsprechend hat er auch eine Geschichte ersonnen, die in mehrerlei Hinsicht vom Klassenkampf zeugt, wenn man das so nennen will. Man hat nicht nur die reichen Adeligen auf der einen Seite und das sie bedienende Personal auf der anderen, sondern mit dem royalen Haushalt, der ganz und gar fürs Wohlergehen des Königs und der Königin da ist, auch Menschen, die Diener sind, und sich dennoch über anderen stehend wähnen. Das ist ein interessanter Konflikt, der hier auch konsequent ausgespielt wird, weil er zeigt, wie von oben nach unten getreten wird. Wie es darum geht, sich zu erhöhen und über andere hinwegzublicken. Das ist nur allzu menschlich, es ist jedoch auch ein hässlicher Spiegel, den Fellowes dem Publikum vorhält.

Downton Abbey ist ein schöner Film geworden, man kann aber nicht umhin zu bemerken, dass mehr Raum ihm sicherlich gutgetan hätte. Hier agieren extrem viele Figuren, denen man in einer gesamten Staffel gerecht werden kann, die im Film aber zum Teil doch etwas untergehen. So schön der Film ist, hätte man vielleicht doch lieber eine siebte Staffel gesehen.

19.09.2019

4

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Kommentare

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nick74

vor 5 Jahren

Hat mir sehr gefallen, obwohl ich die Serie nie gesehen habe, werde dies nachholen


paipai

vor 5 Jahren

Ein wunderbarer Film, der sehr gut unterhält und die Serie zu einem krönenden Abschluss bringt. Hat mir sehr gefallen! Empfehlenswert für alle Fans von "Downton Abbey".


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