Le Prix du Gaz Schweiz 2020 – 64min.
Filmkritik
Im Kollektiv für sauberes Trinkwasser
Die spannende Doku «Le Prix du Gaz» begleitet den Kampf eines Protestkollektivs gegen ein hochumstrittenes Gasprojekt im neuenburgischen Val-de-Travers.
Die Bewohner des Tals erfahren, dass die Regierung kurz davor steht, eine Erdgas Probebohrung durch die britische Firma Celtique Energy zu genehmigen. Und nicht nur das: Das Energieunternehmen möchte in dem malerischen Tal langfristig Tiefbohrungen durchführen. Die Bevölkerung ist aufgebracht und es formiert sich Widerstand. Denn die Bohrungen könnten die Grundwasserquellen verunreinigen. Damit wäre das Trinkwasser von 120'000 Menschen bedroht. Und die Zerstörung des Tals könnte eine weitere Folge sein. «Le Prix du Gaz» gibt den Menschen vor Ort eine Stimme und verfolgt eine immer politischer werdende, hitzige Debatte.
«Le Prix du Gaz» beginnt mit imposanten Aufnahmen des Tals, das sich vom Neuenburgersee durch den Jura bis zur französischen Grenze zieht. Riesige Bohrlöcher würden das Idyll zerstören, das ist die Aussage dieser Bilder. Von Beginn an ist relativ klar, auf welcher Seite Regisseurin Orane Burri, deren Haus unweit einer geplanten Bohrung liegt, steht. Dennoch, und das beweist sie in diesem lehrreichen, informativen Film jederzeit, legt sie Wert auf Sachlichkeit. Und eine objektive Darstellung der Vorgänge.
Burri lässt beide Seiten ausgiebig zu Wort kommen, scheut keine unangenehmen Fragen und dokumentiert den langen Weg des Entscheidungsprozesses durch den Gemeinderat. Auf dem Weg dahin ist sie bei Protestmärschen, Podiumsdiskussionen, Pressekonferenzen und Gesprächsrunden dabei. Sie spricht mit Vertretern von Celtique Energy, Bürger- sowie Umweltinitiativen und begleitet eine Ausstellung des Unternehmens, durch die man die Bewohner von der Gefahrlosigkeit der Bohrungen überzeugen will.
Aber sie präsentiert gleichsam, betont nüchtern und unaufgeregt, die fehlende Transparenz und Neutralität einiger Ölmanager, Behörden und Organisationen. Ebenso kommen im Laufe der Zeit Ungereimtheiten und widersprüchliche Aussagen ans Licht. So stossen einige Grünen- Politiker auf geheime interne Dokumente, die Celtique Energys Interesse an der Bohrung nach Schiefergas belegen. «Le Prix du Gaz» erklärt an dieser Stelle nicht nur die verschiedenen Fördermethoden, sondern ebenso die Problematik jener Schiefergas-Bohrung: gerade dabei könnte die sich verteilende Fracking-Flüssigkeit das Grundwasser kontaminieren.
Die Doku ist dramaturgisch sinnvoll wie ein Krimi aufgebaut und erreicht am Ende, bei der entscheidenden Ratssitzung, ihren Höhepunkt. «Le Prix du Gaz» zeigt letztlich eindrucksvoll, was friedlicher, auf Fakten basierender bürgerlicher Protest leisten kann. Und wie schwierig es für die Politik ist, zwischen wirtschaftlichen Interessen, den Sorgen der Menschen und Umweltschutz abzuwägen.
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