Apples Griechenland, Polen, Slowenien 2020 – 90min.
Filmkritik
Auf der Suche nach dem verlorenen Ich
An der Endhaltestelle vom Busfahrer geweckt, hat Aris jegliche Erinnerung an sein bisheriges Leben verloren. Scheinbar ohne Bekannte, die nach ihm suchen, beginnt er nun ein Leben der Selbstsuche. Mithilfe von Fotografien schafft er sich neue Erinnerungen und lernt dabei eine Frau kennen, die ebenfalls Erfahrung wie Fahrrad fahren, feiern und flirten neu machen muss. Hin- und hergezogen zwischen dem Wunsch, sein Gedächtnis zurückzuhaben, und seinem neugefundenen Lebensinhalt drängt sich für Aris die Frage auf, worin denn nun sein eigentliches Ich besteht.
Mit Apples präsentiert Christos Nikou, der bereits an Before Midnight mitgewirkt hat, sein Regiedebut. Wer The Lobster kennt, sieht hier einen weiteren Vertreter der Greek Weird Wave, welche mit Surrealität und einer stetigen Vermischung von Drama und Komödie auftrumpft. Bereits das ungewohnte Bildformat weist unverkennbar auf einen ‘Arthouse’-Film hin, und immer wieder vermag der Film, einen zu überraschen; dies sowohl mit gut aufgebauten Lachern als auch mit einer Handlung, die kaum vorhersehbar ist.
Das gut strukturierte Drehbuch ist es auch, welches die einzelnen Episoden aus Aris’ neuem Leben nicht verzettelt erscheinen lässt, sondern sie in einen grösseren Zusammenhang stellt. In Kombination mit der Regiearbeit, die den Blick des Zuschauers in den manchmal warmen, manchmal kühlen Bildern präzise leitet, entsteht so eine Verbindung zum Protagonisten, die uns mit ihm lachen und weinen lässt. Und schliesslich stehen wir mit ihm vor den selben Fragen – danach, was uns letzten Endes ausmacht.
Mit einfachen Mitteln erreicht Apples eine erstaunliche Vielschichtigkeit, wofür sinnbildlich die Äpfel selbst stehen; sie sind zwar einfacher Alltagsgegenstand, werden aber zu weit grösserem Effekt genutzt. Der Film ist somit zugleich leichte Kost, die an eine romantische Komödie erinnert, und eine tiefgründige psychologische Studie eines Mannes, der ein neues Selbst sucht.
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