Ron läuft schief Grossbritannien, USA 2020 – 107min.
Filmkritik
Freund mit Fehlfunktionen
Zum Geburtstag wünscht sich der Aussenseiter Barney (englische Stimme von Jack Dylan Grazer), der mit seinem leicht verrückten Vater Graham (Ed Helms) und seiner osteuropäischen Grossmutter Donka (Olivia Colman) lebt, nichts anderes als einen Bubble Bot, ein Roboter, der verspricht «dein bester Freund zu sein, der aus einer Packung kommt». Als sein Vater ihm einen beschädigten B-Bot (Zach Galifianakis) schenkt, den er illegal in einem Hinterhof gekauft hat, bildet sich bald eine Freundschaft. Da der Roboter Ron nicht auf das Network des Herstellers aufgeschaltet werden kann, lernt er nur von Barney, was es bedeutet, ein Freund zu sein. Aber die B-Bot Hersteller, ein Konglomerat, das mit Hilfe der Roboter die Daten der Kinder schürft, wollen Ron vernichten.
«Ron Läuft Schief» ist ein Relikt der 20th Century Fox Studios, bevor diese von Disney aufgekauft wurden und so fühlt er sich auch an, wie ein Überbleibsel. Er ähnelt Filmen wie «Big Hero Six» oder Netflix «The Mitchells vs. The Machines» und behandelt Themen wie das Aufkommen von künstlicher Intelligenz und unsere Abhängigkeit von Sozialen Medien. Während andere Filme aber klare Position beziehen, welche Rolle die Technologie im Sozialleben unserer Kinder spielen soll, liefert «Ron Läuft Schief» eine widersprüchliche Botschaft. Zunächst tadelt der Film unsere Abhängigkeit von technologischen Hilfsmitteln. Er zeigt den Unterschied zwischen virtuellen «likes» und wirklichen zwischenmenschlichen Freundschaften auf. Das Problem ist nur, Ron ist kein Mensch. Er ist ein Roboter und somit nur ein Ersatzfreund für Barney. Er ist zwar offline, aber all seine Informationen basieren darauf, was Barney mit ihm teilt, sein Wissen, seine Vorlieben und Interessen, genauso wie die Online-B-Bots seiner Mitschüler, die ihre Informationen aus den Posts auf den Sozialen Medien ihrer Besitzer beziehen. Der beste Moment des Films kommt, als Ron plötzlich zu Empfindungen fähig wird und realisiert, dass Freundschaft auf Bemühungen beider Seiten basiert.
Irgendwann im dritten Akt des Films läuft es für Ron dann wirklich schief. In ihrem Unterfangen, alle Roboter so fehlerhaft wie möglich und deshalb «menschlich» werden zu lassen, machen sich Barney und seine Familie auf zur Cloud, die in diesem Film nicht ein virtueller, sondern ein realer Platz am Rande eines Wasserfalls ist. Dann will eine Art Good Cop/Bad Cop Routine zwischen den Gründern von Bubble Corp. aufzeigen, dass Tech Firmen, die unsere Geräte mit Kameras und Mikrophonen ausrüsten, nicht unser bestes Interesse im Auge haben. Aber, nur die Steve Jobs ähnliche Figur wird als Bösewicht dargestellt. Sein Partner, obwohl er die B-Bots erfunden hat, wird als idealistischer Freidenker porträtiert, der zu Rons und Barneys Verbündetem wird.
Schade, denn der Punkt, den dieser Film machen will, ist ein wertvoller. Und Momente, in denen uns Ron die Unnatürlichkeit der Beziehungen, die wir mittels Sozialer Medien kultivieren, vor Augen führt und auch im wahren Leben Dinge «liked», indem er Herz Sticker auf die Rücken Fremder klebt, sind süss. Aber die Schlussfolgerung, dass eine fehlerhafte Form von Technologie das Allheilmittel für die Isolation der heutigen Jugend ist, macht keinen Sinn.
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