Sapelo Schweiz 2020 – 92min.
Filmkritik
Eine Kindheit im Paradies
Knorrige Eichen mit malerischem Moosbehang und Dünenlandschaften soweit das Auge reicht: Die Insel Sapelo wirkt wie ein Paradies. Hier haben sich vor Jahrzehnten ehemalige Sklaven niedergelassen, um in einer friedlichen Gemeinschaft zu leben. Zu ihnen gehören auch Grossmutter Cornelia und ihre Enkel JerMarkest und Jonathan.
Sapelo ist eine kleine Insel, eine sogenannte Barriere-Insel, an der südöstlichen Küste der USA, die zum Staat Georgia gehört. Hier hat sich nach dem amerikanischen Bürgerkrieg eine Kolonie des Saltwater-Geechee-Volkes niedergelassen. Hervorgegangen ist es aus den damaligen Sklaven mit vermutlich westafrikanischer Herkunft, die in den USA zu einer eigenen Sprache und entsprechender Zusammengehörigkeit gefunden haben.
Was einst auf Sapelo eine ansehnliche Gemeinschaft war, zählt heute nur noch etwa siebzig Einwohner – mit sinkender Tendenz. Drei von ihnen sind die resolute Grossmutter Cornela Walker Bailey und ihre adoptierten Enkel JerMarkest und Jonathan, elf und zehn Jahre alt. In dieser idyllischen Abgeschiedenheit der Insel haben die beiden eine Freiheit, die ihnen ihre leibliche Mutter, die auf dem in Fährendistanz gelegenen Festland lebt, nicht bieten kann. Doch JerMarkest leidet an einem Aggressionsproblem, das ihn regelmässig in Konflikt mit der Justiz bringt und die alternden Adoptiveltern an ihre Grenzen stossen lässt.
«Sapelo» vermag es, einen aus mehreren Gründen zugleich zu faszinieren. Zum einen ist der Dokumentarfilm an einen Ort und in einem Kulturkreis angesiedelt, den wohl die meisten spontan nicht kennen werden. Zum anderen wartet er mit derart atemberaubend eingefangenen Landschaftsaufnahmen auf, dass man sich in eine märchenhaft-magische Welt entführt glaubt.
Diesen Eindruck unterstützt die weibliche Erzählerstimme, die von alten Mythen und Bräuchen berichtet. Und schliesslich erzählt der Film noch eine berührende Geschichte über Familienzusammenhalt und über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerden, die völlig ohne moralisierenden Tonfall oder übermässiges Pathos auskommt.
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