Spell USA 2020 – 78min.

Filmkritik

Unsichtbare Mächte und schwarze Magie

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Hoodoo-Zauber, Spiritualität, das amerikanische Hinterland, Klassenkonflikte – das sind die inhaltlichen Zutaten des Horrorthrillers «Spell», in dem der Überlebende eines Flugzeug-absturzes in die Gewalt eines mysteriösen Ehepaars gerät.

Marquis (Omari Hardwick) ist mit seiner Familie per Flugzeug auf dem Weg zur Beerdigung seines Vaters. Aufgrund eines Sturms stürzt die Maschine über den Appalachen ab. Als Marquis zu sich kommt wird ihm klar, dass er sich in der Obhut eines älteren Ehepaares befindet. Eloise (Loretta Devine) und Earl (John Beasley) betonen, dass sie dem Verletzten auf die Beine helfen wollen. Doch schon bald stellt Marquis fest, dass etwas nicht stimmt. Und tatsächlich: Eloise und Earl sind Anhänger der alten Hoodoo-Zauberei und haben mit Marquis ihre eigenen Pläne.

In «Spell» tauchen die erfahrenen Thriller- und Horror-Experten Kurt Wimmer («Sphere») und Regisseur Mark Tonderai («House at the End of the Street») tief in die volksmagischen Rituale und übernatürlichen Praktiken des Hoodoo ein. Jener religiösen Lehre, die sich einst in den ländlich geprägten Gebieten der US-Südstaaten entwickelte.

Wer auf Okkultes und schwarze Magie steht, kommt in «Spell» auf seine Kosten. Denn Tonderai nutzt geschickt die Versatzstücke des «Voodoo-Horrors», um seine Hauptfigur auf einen qualvollen Höllentrip zu schicken. Eine grosse Rolle spielen die Symbole, Requisiten und Rituale, die Tonderai gekonnt inszeniert und visuell stimmig in die Szenerie und das detailreiche Setdesign einbaut. Wir sehen bizarre Zusammenkünfte der «Glaubensgemeinschaft», rituelle Schlachtungen, Wunderelexiere, Totenköpfe und Tierknochen. In einigen der gelungensten Gruselmomente kommt diesen Gegenständen eine zentrale Bedeutung zu.

Darstellerisch überzeugt Omari Hardwick als gut situierter Familienvater, der der gehobenen Mittelschicht angehört. Ein mitreissendes Duell liefert er sich mit Loretta Devine, die nur zu Beginn als besorgte «Pflegerin» auftritt, welche Marquis‘ Wunden versorgt und ihn wieder aufpäppelt («Misery» lässt grüssen). Die übrigen Charaktere fungieren leider nur als blasses Beiwerk, vor allem Marquis‘ Familie. Und auch einige der vorhersehbaren, klischee-behafteten Drehbuchideen fallen negativ auf.

Dafür punktet der Film mit seinem sozialkritischen Kommentar. Denn insgeheim geht es vor allem um die Diskrepanzen zwischen Grossstädtern und (schwarzer) Landbevölkerung, für die Marquis und Eloise stellvertretend stehen. Subtil und mit Feinsinn legt Tonderai seinen Figuren abschätzige, bissige Kommentare und von Vorurteilen kündende One-Liner in den Mund. Damit entlarvt er die Voreingenommenheit der gehobenen Stadtbewohner, die in Menschen wie Eloise und Earl bisweilen nur verarmte Bauern und sonderbare Hinterwälder sehen.

19.07.2021

3

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