Il Giardino del Re Italien, Schweiz 2021 – 117min.
Filmkritik
Der Mann ohne Namen
Silvio Soldinis neuer Film ist eine Mischung aus Kriminalfilm und Liebesgeschichte. Eine Frau setzt darin alle Hebel in Bewegung, um ihr auf verschiedenen Ebenen schlechtes Gewissen zu entlasten. Das Resultat ist eine Reise in die Vergangenheit, die mit viel Schmerz und Selbstüberwindung verbunden ist.
Camilla (Kasia Smutniak) ist eine erfolgreiche, hart arbeitende Wirtschaftsanwältin in Mailand. Eines Nachts auf dem Heimweg wird sie von einem Motorrad angefahren, sie kommt mit einem gebrochenen Arm davon, einer der Männer auf dem Fahrzeug allerdings, fällt und stirbt. Hundert Prozent sicher ist sich Camilla nicht mehr, ob sie den Fussgängerstreifen wirklich bei Grün überquert hat. Zu ihren Selbstvorwürfen kommt auch noch hinzu, dass man den Verstorbenen mangels an Papieren nicht identifizieren kann. Das lässt sie nicht mehr los, weswegen sie selbst zu ermitteln beginnt.
Der Titel des Melodramas bezieht sich auf die Karteinummer, die die unbekannte Leiche im Film bekommt: Es handelt sich um den dritten Toten des Jahres 2019. Mit dem jungen Mann, von dem man nur weiss, dass er arabischer Herkunft sein muss, hat die Protagonistin Mitleid. Sie kennt die Situation nämlich, wenn man im Ungewissen ist über den Verbleib eines Angehörigen. Das ist eines der Themen von Silvio Soldinis neuem Werk «3/19 - il Giardino del Re», das man als eine Mischung aus Kriminalfilm, Liebesgeschichte, Mutter-Tochter-Porträt und persönliche Traumabewältigung beschreiben könnte.
Leider ist es von allem etwas zu viel geworden, und dabei auch zu sentimental. Die Entwicklung der Handlung glaubt man voraussehen zu können, die Figuren bleiben einem insgesamt fremd, was unter anderem am unterkühlten Spiel der Darsteller, aber wohl vor allem am wenig dichten Drehbuch liegt. Etwas Distanziertes hat übrigens ganz bewusst auch die Bildfindung, die sich immer wieder an der modernen, extrem stilisierten Wohnung der Protagonistin orientiert.
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Kommentare
Eine fremd-vertraute Welt. Lebt frau heute wirklich so?
Auf alle Fälle nimmt der Film mit im doppelten Wortsinn.
Und die Stadtkulisse zeigt ein Mailand, das kaum wer heimtun kann.
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