Flee Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Slowenien, Spanien, Schweden, USA 2021 – 94min.

Filmkritik

Bewegende Fluchtgeschichte

Walter Gasperi
Filmkritik: Walter Gasperi

Im vielfach preisgekrönten Animationsfilm von Jonas Poher Rasmussen erzählt ein in Dänemark lebender Akademiker einem befreundeten Filmemacher von seiner Flucht aus Afghanistan, über die er 25 Jahre lang geschwiegen hatte.

Seit 25 Jahren lebt der 36-jährige Amin in Dänemark, doch aus Angst abgeschoben zu werden hat er nie über sein wahres Leben gesprochen, sondern hat sich eine falsche Identität aufgebaut. Wie in einer Therapiesitzung öffnet er sich nun dem Filmemacher Tobias, den er einst als Jugendlicher in einem Zug kennengelernt hat, und ringt sich durch die wahre Version seiner Flucht zu erzählen. Einblick bietet er dabei nicht nur in seine traumatischen Fluchterfahrungen, sondern auch in seine jahrelange Unterdrückung der in Afghanistan verpönten Homosexualität.

Mit einfachen, handgezeichneten Bildern schildert Jonas Poher Rasmussen, dem als Vorlage das Schicksal eines Freundes diente, nicht nur das Leben des jungen Amin im Afghanistan der frühen 1980er-Jahren, sondern auch sein heutiges Leben in Dänemark. Gleichzeitig bettet Rasmussen mit Archivmaterial die persönliche Geschichte in den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund ein. Beklemmend wird aber auch immer wieder die Flüchtlingssituation mit schwarzweissen Bleistiftzeichnungen vermittelt.Ganz auf Amin konzentriert und konsequent aus seiner Perspektive erzählt, gelingt Rasmussen so ein vielschichtiger und durch die persönliche Erzählung Amins bewegender Animationsfilm, der eine starke Innensicht eines Flüchtlings mit seinen vielfältigen psychischen Belastungen vermittelt.

01.07.2022

4.5

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 2 Jahren

Unglaublich schön wie beklemmend!
Im Kino waren sie froh, dass wenigstens ein Zuschauer kam...
Filmisch wie gedreht, mit Kameraeinstellungen, Lichtführung, etc.
Und immer wieder eingespielten Originalaufnahmen...
Am Überraschendsten, wie der Onkel reagiert - es sei nicht verraten.
Aber mann kommt da aus dem Staunen nicht heraus, hätte was ganz andres erwartet.Mehr anzeigen

Filmenthusiast

vor 2 Jahren

In der Tat, der Onkel hat mich auch überrascht


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