CH.FILM

Alma & Oskar Österreich, Tschechische Republik, Deutschland, Schweiz 2022 – 89min.

Filmkritik

Die zerstörerische Kraft flammender Leidenschaft

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Nach dem Tod ihres Gatten Gustav kann sich Alma Mahler-Werfel einiges leisten. Auch eine Affäre mit Oskar Kokoschka, dem damaligen Enfant terrible der Wiener Kunstszene. Die anfänglich glühende Liebschaft der beiden verwandelt sich im Film von Dieter Berner immer mehr in ein abgrundtiefes Drama von zerstörerischer Kraft.

Alma Mahler-Werfel steht Zeit ihres Lebens im Schatten ihres berühmten Gatten. Nach Gustavs Tod 1911 kann sie sich allerdings einiges leisten. So etwa eine Totenmaske von Oskar Kokoschka. Obwohl bereits anderweitig liiert, beginnt sie eine leidenschaftliche Affäre mit dem skandalumwitterten Künstler. Doch seine besitzergreifende Vorstellung von Liebe und ihr Drang nach Selbstverwirklichung lassen sich nicht unter einen Hut bringen. Auch nicht durch Kokoschkas Versuche, ihre Liebe in Bildern unsterblich zu machen.

Eine junge Witwe versucht sich nach dem Tod ihres berühmten Gatten zu emanzipieren und geht eine Liaison mit einem skandalumwitterten Künstler ein. Das klingt nach glühender Romanze. Und weil Dieter Berner anfänglich Alma Mahlers Fähigkeiten als Künstlerin betont, kündigt sich sein Film vielversprechend als packendes Biopic und Lovestory um eine selbstbewusste Frau an.

Tatsächlich werden Mahlers Fähigkeiten zu Beginn des Films ein-, zweimal ins Bild gerückt – etwa wenn sie bei Proben zur Uraufführung von Mahlers letzter Symphonie energisch selbst zum Taktstock greift. Doch der Fokus des Films verlagert sich zunehmend auf ihre Männergeschichten. Und Kokoschka, der Mahler in Wirklichkeit jahrelang verbunden blieb, verkommt dabei zu einer lächerlichen Figur, welche die Liebe ihres Lebens mit einer Puppe auslebt.

Obwohl Emily Cox und Valentin Postlmayr im Auftritt überzeugen und ein schönes Paar abgeben, vermag Berners Film als Erzählung um eine Amour fou nur bedingt zu überzeugen.

03.07.2023

3

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Kommentare

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thomasmarkus

vor einem Jahr

Selten brauchte ein Film so viel Nachbearbeitung und -recherche...
Alma schien mir als Femme fatale verzeichnet - aber ihre Biographie, die Männergeschichten, oft Juden, haben sich im Film sozusagen nicht nur verzeichnet, sondern auch verdichtet.
Ihr Antisemitismus war vielleicht zeitgebunden; vielleicht verdanken wir ihr auch dass Franz Werfel grosse Romane stemmte (insofern eine Muse) - aber es bleibt ein schales Gefühl, wie es im Film anklingt.
Was hängen bleibt: Wie zerstörerisch doch der Krieg. Wie hat sich Wien vom Znetrum der Avantgarde ins Abseits manövriert...Mehr anzeigen


güx

vor einem Jahr

Mir hat der Film sehr gut gefallen - vor allem die beiden Hauptdarsteller überzeugen, die mit grosser Intensität ans Werk (hüstel) gehen. Alma + Oskar ist ausserdem wunderschön gefilmt, und Herr Postlmayr ist ein äusserst attraktiver Mann :).

Diese brennende Leidenschaft scheinbar ohne Kompromisse hat mich sofort in den Bann gezogen.
Ab der Szene mit der Puppe (völlig absurd!) bzw. ab dem Zeitpunkt, wo die Affäre nicht mehr lodert wie verrückt sondern langsam der Alltag einzukehren droht, verliert der Film leider etwas.

Den Schluss hätte ich mir zuerst anders gewünscht - mit etwas Abstand mag ich ihn aber jetzt. Sehr empfehlenswert!Mehr anzeigen


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