Arthur, malédiction Frankreich 2022 – 87min.
Filmkritik
Willkommen in den Unterwelten eines Schundfilmes
Die neue Besson-Produktion wurde in nur 33 Tagen zwischen zwei Lockdowns gedreht. Mit nur wenigen Kulissen und unter der Regie von Barthélémy Grossmann, der fast genauso unbekannt ist wie die Besetzung, fasziniert der Film – und dies nicht unbedingt qualitativ. Der Drehbuchautor kündigte die Metamorphose von «Arthur und die Minimoys», einem süssen Abenteuer für Kinder, zu «Arthur, malédiction», einem Horrorfilm für Teenager, an. Das Endergebnis entpuppte sich jedoch als eine endlose Reihe von Fehlschlägen und schlechten Entscheidungen, die kaum zu glauben sind.
«Arthur und die Minimoys» war ursprünglich eine Reihe von Kinderromanen, die von Luc Besson mitverfasst und später als Trilogie verfilmt wurden. Auch wenn die Serie nur bei den Kindern, die die Minimoys entdeckt hatten, einen bleibenden Eindruck hinterliess, war ihre Welt doch reich genug, um weitere Fortsetzungen zu produzieren. Die Metafiktion in «Arthur, malédiction» gab dem Drehbuchautor die Möglichkeit, eine willkommene Kritik an seinem Werk zu üben. Beispielsweise hätte er auf kontroverse Elemente eingehen können, wie den kolonialen Subtext oder den eklatanten Altersunterschied zwischen Arthur und seiner Partnerin Selenia. Nur hat sich Luc Besson hier nicht durch Risikobereitschaft ausgezeichnet, sondern durch eine schreckliche Entfremdung der Bedeutung des Films, seines Ausgangsmaterials und seiner Zeit sowie durch die Lieferung eines inkohärenten Drehbuchs.
In den ersten Szenen werden die Kinderdarsteller vorgestellt, die übrigens verlassen wirken. Die Gefühlspalette ist beschränkt und erstreckt sich von Apathie bis zum richtungslosem Overacting.Wenn schlechte Filme in den Augen des Publikums Gnade finden, dann liegt das an den Charakteren und den Emotionen, die sie vermitteln. Die Protagonisten von «Arthur, malédiction» (Mathieu Berger, Thalia Besson, Lola Andreoni ) wirken jedoch nie wie Post-Teenager oder gar wie eine Gruppe langjähriger Freunde, weil sie so künstlich geschrieben sind. Dies erschwert, dass man sich mit den Charakteren identifizieren kann.
Die Charaktere trennen sich bei der ersten Gelegenheit und vergessen die Existenz ihrer Freunde und die eigene Gefahr, in der sie schweben. Die Teenager haben keine Lektion zu lernen, ausser dass sie für immer traumatisiert enden. Angesichts solcher Karikaturen ist es unmöglich, sich für ihr Schicksal zu interessieren oder sich über ihre Tötung zu erheitern, da sie grösstenteils im Off stattfindet und vermeidbar gewesen wäre. Nicht zu vergessen ist das geringe Interesse an den Antagonisten, die wenige Minuten vor dem Ende auftauchen und rassistische Handlungen durchführen. Weder der Regisseur noch der Drehbuchautor haben die Phantasien, die sie heraufbeschwören, unter Kontrolle.
Während die letzten Spielfilme von Besson, nämlich «Valerian» (2017) und «Anna» (2019), sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum ein Misserfolg waren, hatten sie immerhin den Vorteil, dass sie von dem erfahrenen Regisseur inszeniert wurden. Das technische Team leistet auch eine hervorragende Arbeit in einigen Filmaufnahmen. Leider ist dies bei «Arthur, malédiction» nicht der Fall, da die Regie dem Schweizer Barthélémy Grossmann anvertraut wurde, der nach seinem ersten Film «13m²» (2007) für das Fernsehen gearbeitet hat. Seine Erfahrungen reichen nicht aus, um sich das Horrorgenre anzueignen, denn er trifft kaum den richtigen Ton, baut keine beängstigende Atmosphäre auf, arbeitet nicht ausreichend an seiner Spukhauskulisse und endet mit seinen übertriebenen Zeitlupen und seiner Wackelkamera in den schlimmsten Slasher-Filmen. Der Schnitt und die 86 Minuten Filmlänge lassen die Geschichte nicht ihr volles Potenzial entfalten, was durch die vielen wiederholte Szenen und die lächerlichen Tschechow-Gewehre noch verschlimmert wird.
Das Schlimmste ist nicht die Anhäufung von Fehlern, die manchmal durch ihre Schund-Optik zum Schmunzeln anregt, sondern die Verachtung, die der Drehbuchautor seinen Fans und der jüngeren Generation entgegenbringt. Der Regisseur verurteilt nicht die Figuren, die Alkohol trinken, rauchen oder miteinander schlafen, sondern blendet sie komplett aus. Er weidet die unschuldigsten Schafe aus, deren einziges Laster Neugierde ist. «Filme sind gefährlich» – das verrät uns Besson. Wir erinnern uns daran, dass die Werke nur die Absicht des Publikums und des Künstlers haben. Und wir hoffen, dass das Publikum keine qualitative Unterhaltung erwartet.
Übersetzung aus dem Französischen von Elleo Billet durch Alejandro Manjon.
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