CH.FILM

Chumm mit Schweiz 2022 – 115min.

Filmkritik

Wandern durch die Schweiz

Filmkritik: Teresa Vena

In jedem der 26 Schweizer Kantone eine exemplarische Wanderung zu machen, das nimmt sich eine Gruppe aus Weinfelden vor. Die Landschaftsaufnahmen werden durch lehrreiche Informationen zu Geschichte und Eigenschaften der Schweizer Wanderwege ergänzt. Eine etwas präzisere Form sowie eine allgemeine Straffung hätte dem Projekt gut getan. Dennoch ist ein Film entstanden, der Lust macht, selbst den Rucksack zu packen und die Wanderschuhe zu schnüren.

Eine Gruppe von sieben Männern und Frauen unterschiedlicher Berufe aus Weinfelden verbindet ihre Leidenschaft fürs Wandern. Sie nehmen sich vor, in jedem der 26 Schweizer Kantone eine Wanderung durchzuführen, Gleichgesinnte können sich dazugesellen. Dokumentiert werden diese Abenteuer zu Fuss durch die Schweiz, die fast immer in die Natur, aber auch in einige Ortschaften und auf jeden Fall wortwörtlich «über Stock und Stein» führen, mit der Kamera unter der Regie von Daniel Felix. Ausgangspunkt der einzelnen Expeditionen ist Weinfelden, erst werden von hier aus die deutschsprachigen, dann die französischsprachigen Kantone bearbeitet, und schliesslich endet die Reise im Tessin.

Realisiert wurde das Projekt 2019 nach einer Idee von Felix, der bereits mehrere Dokumentarfilme mit Bezug zur Schweiz gedreht hat. Auffällig ist der Wille, viele Aspekte didaktisch aufzuarbeiten. Experten werden zur Geschichte der Schweizer Wanderwege, zur Herstellung der typischen gelben Schilder oder zum Unterhalt der Wege befragt. In mehreren bunten Grafiken werden die jeweiligen Routen aufgezeichnet und Statistiken angeführt. Zweifelsohne erfährt man dadurch viel Wissenswertes, doch stellenweise sind die Ausführungen zu umfassend, fast zu technisch, wie im Fall des bereits erwähnten Einblicks in die Produktion der Wegweiser. Dies schwemmt den Film leider unnötig auf, der vielleicht auch insgesamt etwas zu lang geraten ist.

Was zusätzlich nicht ganz überzeugen will, sind die humoristischen Einsprengsel. Sie kommen zu unvermittelt und sind insgesamt doch einfach zu platt, da sie in den Bereich des Klamauks abgleiten – dazu gehört beispielsweise das Motiv des Leiterwagens, den die Truppe auf die Wanderung mitnimmt, der entweder nicht in den Kofferraum passt, unbeachtet den Hang runterrollt oder dann ein bitteres Ende nimmt, als es auf das Autodach montiert wird. Ein wenig enttäuschend ist, dass der Fokus der Bilder eine etwas selbstzentrierte Perspektive vermitteln. Die Handkamera fängt entweder die Wanderer selbst ein, immer wieder die einzelnen Wanderschilder, die man schnell auswendig kennt und sich auch von Kanton zu Kanton nicht wesentlich verändern oder dann viele Grashalme und Blumen in der Nahaufnahme. Bis auf ein paar spektakuläre Naturphänomene, die meist mit einer Drohne aufgenommen wurden, entsteht deswegen der Eindruck, man bewege sich auf der immer gleichen Wiese.

So sympathisch das Projekt und seine Macher auch sind, entstanden ist ein recht monotones Werk, das den Charakter eines filmischen Tourismusprospektes hat, doch versäumt, die tatsächliche Vielfältigkeit der Schweizer Landschaft in Szene zu setzen. Der Film verpasst zudem die Gelegenheit, auf die Motivation der Macher selbst, aber auch auf Begegnungen mit anderen Menschen während der Wanderungen einzugehen. Nur einmal kommt ein Mann ins Bild, der über seine eigene Wanderlust berichtet – dann wieder fast zu ausführlich.

Abgesehen von Michael von der Heides treffendem Schlager «Hinter dem Berg», der als musikalisches Leitmotiv für den Film verwendet wird, fällt leider die restliche Musik unangenehm aufdringlich auf. Auch hier hätte «weniger ist mehr» helfen können. Wenn «Chumm mit» dennoch eines erreicht, ist es, einem Lust aufs Wandern und auf die (Wieder-)Entdeckung der Schweizer Naturpfade zu machen.

22.03.2022

2

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Kommentare

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erwin_wagner

vor 2 Jahren

Gute, interessante und humorvolle Informationen über das wunderbare Wanderland Schweiz!


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