Igor Levit - No Fear Deutschland 2022 – 118min.

Filmkritik

Die Vermeidung des Stillstands

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Regina Schilling lässt das Publikum in ihrem Dokumentarfilm einen der begabtesten Pianisten des 21. Jahrhunderts und dessen Musik entdecken. Sie zeigt aber auch den dahinter steckenden, hochsensiblen Künstler, ewigen Zweifler und rastlos Getriebenen, der sich im Covid-19-Lockdown neu zu erfinden beginnt.

Regina Schilling begleitet den Pianisten Igor Levit vom Mai 2019 bis Mitte 2020 durch den Alltag. Sie zeigt ihn bei Aufnahmen, in Interviews und bei Proben mit Orchestern. Sie zeigt ihn vor, während und nach Konzerten und manchmal irgendwo allein am Klavier. Sie ist auch dabei, als Covid-19 den von Termin zu Termin Hetzenden unverhofft ausbremst und er in infolge davon gegebenen Online-Konzerten eine künstlerische Freiheit entdeckt, die ihn unerwartet vom Leistungsdruck befreit.

Als im Mai 2019 ein Flügel durchs Treppenhaus in seine Berliner Wohnung gehievt wird, fragt Igor Levit, ob das denn gehe. Diese Frage danach, ob etwas geht, oder ob es anders besser ginge, begleitet Regina Schillings Protagonisten durchs Leben.

Sie geht einher mit seiner leidenschaftlichen Hingabe an die Musik, seiner genuinen Rastlosigkeit und seiner grossen Empathie. Was Levit tut, tut er ganz oder gar nicht. Was er fühlt und denkt, teilt seinen Fans via Instagram und Twitter mit. Und den Menschen um sich herum in offener Ehrlichkeit.

In dieser radikalen Offenheit erlaubt er Schilling auch, ihn zu filmen. Beim Klavierspielen ebenso wie in Momenten der Erschöpfung. Immer wieder auch in der engen Vertrautheit mit Tonmeister Andreas Neubronner, mit dem er an der Aufnahme neuer Werke arbeitet.

«Igor Levit – No Fear» ist ein präzise beobachtetes, der Musik viel Raum gebendes dokumentarisches Porträt. Etwas (zu) kurz kommen darin allerdings Levits Biografie und sein politisches Engagement.

05.06.2023

4

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