The Happiest Man in the World Belgien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Dänemark, Nord Mazedonien, Slowenien 2022 – 95min.

Filmkritik

Wundheilung

Filmkritik: Teresa Vena

Die nordmazedonische Regisseurin Teona Strugar Mitevska greift in ihrem zweiten Spielfilm Themen wie Vergebung und Schuld auf, die sie mit einer humorvollen Geschichte über die ewige Suche nach der wahren Liebe einrahmt.

Wenn man nicht im Internet nach einem Partner suchen will, kann ein physisches Speed-Dating eine gute Alternative sein. Das denkt sich auch Asja (Jelena Kordić Kuret) und begibt sich zur eintägigen Veranstaltung. An ihren Tisch wird Zoran (Adnan Omerović), der ebenfalls um die 40 Jahre alt ist, gesetzt. Dieser verhält sich von Anfang an ein wenig sonderbar. Erst kommt er zu spät und dann entzieht er sich den Fragen, die von den Organisatoren gestellt werden und dazu dienen sollen, dass sich die Teilnehmer besser kennenlernen. Stattdessen stellt Zoran Asja Fragen, ungemütliche, undurchschaubare. Ganz langsam dämmert Asja, worauf er hinauswill: Die beiden standen sich schon früher einmal gegenüber. Das war während des jugoslawischen Bürgerkriegs.

Nach ihrem ersten Film «God Exists, Her Name is Petrunya», einer viel beachteten Gesellschaftssatire, präsentiert die nordmazedonische Regisseurin Teona Strugar Mitevska eine ebenfalls mit humoristischen Elementen versetzte bissige Beobachtung einer traditionellen und von alten Wunden geprägten Gesellschaft. In die Geschichte ist die persönliche Erfahrung der Drehbuchautorin Elma Tataragić eingeflossen, die selbst bei einer militärischen Auseinandersetzung während des Krieges verletzt wurde.

Im Film geht es um Konzepte wie Schuld und Sühne, aber auch um die Sehnsucht des Menschen nach Anerkennung und Zuneigung. Asja kommt Zorans Wunsch nach Vergebung nur zögerlich nach. Sein Geständnis lässt nur unnötig alte Wunden aufbrechen. «The Happiest Man in the World», wobei der Titel, genauso wie beim Vorgängerfilm der Regisseurin, auf jeden Fall ironisch aufgefasst werden sollte, zeigt zum einen, wie vielschichtig die Gesellschaft in der Region ist und zum anderen, welche Traumata die Zersplitterung von damals noch birgt. Alles ist eingepackt in kitschigen Farben, wobei die pinken Kittel, die die Teilnehmer tragen müssen, das Bild besonders prägen. Eine Ausstattung mit Retro-Charme rundet das Ganze ab.

23.03.2023

3

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Kommentare

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gimir

vor einem Jahr

Sensationnell gut!


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