Rimini Österreich, Frankreich, Deutschland 2022 – 114min.

Filmkritik

Der Elvis von Rimini

Filmkritik: Teresa Vena

Der österreichische Schlagersänger Ritchie Bravo tritt in Rimini nur noch vor Seniorenreisegruppen auf.

Vom Nebel in Österreich begleitet Ulrich Seid seinen abgehalfterten Schnulzensänger und Protagonisten an die genauso trostlose Adriaküste nach Rimini, wo er vor den wenigen Reisegruppen im Glitzerkostüm auftritt oder mittelaltrigen Touristinnen als Gigolo dient. Das Geld ist immer knapp, doch dann taucht auch noch seine erwachsene Tochter Tessa auf, die einen Teil nicht geleisteter Alimente verlangt. Meisterhaft fängt Seidl die winterliche Stimmung des italienischen Badeorts ein und erinnert dabei insbesondere an Fellinis «Die Müssiggänger». Einmal mehr wirft Seidl einen desillusionierten Blick auf das, was für andere, zu einem anderen Zeitpunkt, als Paradies erscheinen mag.

Mit schweren Schritten schreitet Schauspieler Michael Thomas in der Rolle des Antihelden durch die heruntergekommenen Gänge der verlassenen Hotels und über den leeren Strand. Thomas beeindruckt durch seine körperlichen Präsenz, schafft es aber auch die Melancholie und Verletzlichkeit der Figur wiederzugeben, die sich hinter der imposanten Fassade und unter dem Pelzmantel verbirgt. Es wäre kein Seidl-Film, wenn es nicht ein wenig ungemütlich würde, wenn man in die Intimität seiner Figuren blickt. Ein paar Sexszenen weniger, eine allgemeine Straffung des Stoffe und eine noch radikalere Konzentration auf die Hauptfigur, hätte den Film noch eindrücklicher gemacht.



16.12.2022

4

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 2 Jahren

Bonjour tristesse, a geh.


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