CH.FILM

The Curse Schweiz 2022 – 82min.

Filmkritik

Eine Liebe im Delirium; ein Film wie ein Rausch

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Maria Kaur Bedi und Satindar Singh Bedi arbeiten in ihrem autobiografischen Dokumentarfilm die Geschichte ihrer Beziehung auf. Sie handelt von ihrer Liebe und von seiner Sucht, die dieser immer mehr zur bedrohlichen Herausforderung wird und bedient sich dabei einer experimentellen Bildsprache.

Maria kommt aus Bern, Satindar ist in Indien geboren. Ihre Wege kreuzen sich in Zürich. Sie fühlen sich voneinander angezogen, verlieben sich, treffen sich wieder. Dass Satindar nicht nur auf Partys viel trinkt, fällt Maria erst nach einer Weile auf. Allmählich blättert der Film, befeuert von Marias Wut, ihrer Verzweiflung und ihrem Willen, für ihre Liebe einen Weg zu finden, Satindars Geschichte auf. Es ist die Geschichte des Sohnes einer Trinkerin, die ihr Kind hemmungslos mit in die Sucht zog.

Liebe mache blind, sagt man. Das ist gut, denn sonst würden sich Menschen kaum je verlieben. Für die Bernerin Maria Kaur Bedi, erwies sich die blinde Verliebtheit allerdings als fatal. Denn sie liess sie lange übersehen, was in ihrer Beziehung zum Inder Satindar Singh Bedi immer mehr zur Bedrohung wurde: seine Alkoholsucht.

Maria und Satindar, offiziell als Regisseurin und Assistent zeichnend, erzählen in «The Curse» die Geschichte ihrer Beziehung schonungslos offen. Als dialogische Erzählung, in der sich die Schilderungen intimer Gefühle und tagebuchartige Beobachtungen unmittelbar umschlingen und der gemeinsame Kampf um die Liebe zum verbindenden Moment wird.

Ausgehend vom intimen Erleben thematisiert «The Curse» dabei ein grosses gesellschaftliches Tabu. Der Film spielt mit Aufnahmen von Maria und Satindar, die das Erzählte assoziativ begleiten, aber derart verschwommen, vernebelt oder schattenhaft sind, dass man die Gesichter der beiden nie wirklich zu sehen bekommt. Ein einmalig mutiger und berührender Liebesfilm.

30.01.2023

4

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Kommentare

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Cinefilius

vor einem Jahr

Eine Geschichte ohne Eingang und mit sehr unsicherem Ausgang. Ich habe mich auch gefragt, ob diese Art Umsetzung die "richtige" sein kann für diese Geschichte. Für mich persönlich ist sie es wohl nicht. Aber es ist die Ausdrucksweise der Betroffenen und gleichzeitig Erzählenden, und das gilt es so anzunehmen.Mehr anzeigen


kinopeitsche

vor einem Jahr

Das Thema: höchst relevant. Die Geschichte: erzählt mit bodenloser Ehrlichkeit und irritierender Emotionalität. Doch herrje: der Film hat mich masslos überfordert, ja geärgert. Wie kann man eine derart eindringliche Geschichte ausschliesslich mit vernebelten, schummrigen, verwischten, diffusen Bildern umsetzen? Als Hörspiel hätte es mich mit schmerzenden Gefühlen gefesselt, da hätte ich meine eigenen Bilder erzeugen können. Doch die gebotene experimentelle Visualisierung hat mich während 80 Minuten von der eigentlich starken Story entfremdet. Schade, dass die dokumentarische Kraft des Bildes so grossräumig umfahren worden ist.Mehr anzeigen


Tirz

vor einem Jahr

Ein starker Film, der unter die Haut geht und auf den man sich einlassen sollte.


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