Das Innere Land Frankreich, Schweiz, Kosovo 2022 – 118min.
Filmkritik
Verfolgt von den Geistern der Vergangenheit
Der schweizerisch-kosovarische Regisseur Fisnik Maxville entfernt sich von seiner geliebten Dokumentarfilmkunst und liefert mit «Das Innere Land» ein ergreifendes, aber manchmal zu behäbiges fiktionales Werk ab, das von der jungen und talentierten Luàna Bajrami gerettet wird.
Remo (Florist Bajgora), der seit zehn Jahren in der Schweiz im Exil lebt, kehrt in sein Heimatdorf im Kosovo zurück, um am Lebensende seines Adoptivonkels Skender teilzuhaben. Una, die Tochter des Sterbenden, empfängt ihn unterkühlt. Als eine internationale Organisation damit beginnt, die in Massengräbern aufgehäuften Leichen der im Krieg Ermordeten auszugraben, sollen die beiden eine Liste ihrer Familienmitglieder vorlegen, um bei der Identifizierung der Überreste zu helfen. Ein Name scheint jedoch zu fehlen, nämlich der einer gewissen Fatime. Ist dies die Frau, die auf einigen alten Fotos zu sehen ist? In dem Dorf, das von den Geistern des Krieges heimgesucht wird, beginnen die Familiengeheimnisse zu brodeln.
Fisnik Maxville ist ein Stammgast auf Schweizer Festivals. Während sein «Nostromo» aus dem Jahr 2021 bei Visions du Réel gezeigt wurde, lief «Lost Exile» aus dem Jahr 2016 beim Filmfestival Locarno. Ebenfalls in Locarno und später in Solothurn wurde sein neuer Spielfilm «Das Innere Land» mit dem Quartz für die beste Musik am letzten Schweizer Filmpreis ausgezeichnet, für den der berühmte Nicolas Rabaeus den Soundtrack komponiert hat. Die Musik ist wie der Film selbst: ergreifend und intensiv, auch wenn sie manchmal etwas zu viel des Guten ist.
Der Filmemacher, der selbst aus dieser Region des Kosovo stammt, enthüllt die Gespenster eines verhängnisvollen Konflikts innerhalb des Landes. Um Remo und Una herum gibt es viele Menschen, die ihre Familien verloren haben. Der ernste Ton wird durch eine klassische Inszenierung unterstrichen, die auf Nüchternheit setzt. Die Farben sind trübe, die Einstellungen dehnen sich aus und die Kameraarbeit von Yann Maritaud haucht dem gesamten Werk ein wenig Poesie ein. Doch während das Bild verzaubert, können die unnatürlichen Dialoge nicht überzeugen. Unterstützt von Mathilde Henzelin beim Drehbuch, begleitet Fisnik Maxville das Ganze mit Rückblenden, die den Rhythmus des Films immer wieder stören. Glücklicherweise sind Florist Bajgora und vor allem Luànan Bajrami da, um der Geschichte Leben einzuhauchen.
In der Rolle des Remo nutzt Florist Bajgora die ganze Kraft seiner Blicke, um jede noch so kleine Emotion zu transportieren. Sein innerer Kampf wird dadurch umso greifbarer. Die junge Französin Luàna Bajrami, die 2020 für ihre Rolle in «Portrait de la jeune fille en feu» für den César als beste Nachwuchsdarstellerin nominiert wurde, strahlt grosse Intensität aus. Mit ihrem Schweigen drückt sie die Komplexität ihrer Figur besser aus als jeder Dialog. Obwohl ihr Talent nicht mehr bewiesen werden musste, beeindruckt sie immer noch bei jedem ihrer Auftritte und bleibt daher einer der Hauptgründe, sich «Das Innere Land» anzusehen, einen faszinierenden Film, der sich jedoch in seiner Aussage verliert.
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