Bonnard, Pierre et Marthe Belgien, Frankreich 2023 – 122min.

Filmkritik

Liebe und Malerei

Filmkritik: Marine Guillain

Mit «Bonnard, Pierre et Marthe» taucht Martin Provost tief in die Liebesgeschichte zwischen dem französischen Maler Pierre Bonnard und Marthe, seiner Lebensgefährtin und Muse, ein.

Weniger bekannt als andere Künstler seiner Zeit, wird Pierre Bonnard heute dennoch als einer der größten Maler des frühen 20. Jahrhunderts angesehen. Als «der Maler des Glücks» bekannt, verewigt er auf seinen farbenfrohen Leinwänden ländliche und städtische Szenen sowie Körper und Gesichter, insbesondere das von Marthe, seiner Lebensgefährtin und Muse, die sich ebenfalls zur Malerin entwickelte. Sie ist die Hauptquelle seiner Inspiration und nimmt mehr als ein Drittel seines Werkes ein. Als sie sich begegnen, gibt sich Maria Boursin, alias Marthe de Méligny, als verarmte italienische Aristokratin aus. Sie verlieben sich leidenschaftlich ineinander. Martin Provosts Film, der fast wie ein Doppel-Biopic wirkt, zeichnet ihr Leben über fünf Jahrzehnte nach – von ihrer ersten Begegnung bis zu zum Tod von Marthe im Jahr 1942.

Als großer Liebhaber der Malerei hat der Regisseur bereits das Thema der Frauen im Schatten der Kunst in «Séraphine» aufgegriffen, wo die visionäre Putzfrau Séraphine de Senlis, verkörpert von Yolande Moreau, ihre künstlerischen Talente entfalten konnte. Ebenso thematisierte er den Freiheitsdrang der Frauen in «Violette», einem Biopic über die Beziehung zwischen Violette Leduc und Simone de Beauvoir. In «La bonne épouse» führte er schließlich eine heitere Komödie auf, die in einer Schule für Haushälterinnen spielt und den gesellschaftlichen Wandel thematisiert.

„Bonnard, Pierre et Marthe“ beeindruckt mit einer äußerst gelungenen Besetzung, zu der Cécile de France, Vincent Macaigne, Stacy Martin und Anouk Grinberg gehören. Während sich die Handlung inmitten der idyllischen Landschaft abspielt, in einem Haus am Ufer der Seine, das wie aus der Welt gefallen wirkt, durchzieht eine Atmosphäre von Poesie und Freiheit den Film. Das Werk scheint wie ein Gemälde gestaltet, das die Essenz der Zeit und der Charaktere einfängt.

Das Problem mit Martin Provosts Film ist, dass er ehrlich gesagt langweilt. Obwohl es stets angenehm ist, Cécile de France und Vincent Macaigne zu sehen und beide ihre Rollen überzeugend verkörpern, entwickelt man kein echtes Interesse für ihre Figuren. Die Themen rund um die Rolle der Frau, wie Differenzierung, Akzeptanz und Ablehnung in der Gesellschaft, werden zwar treffend angesprochen, doch das Drama, insbesondere die unoriginelle Dreiecksbeziehung zwischen dem Paar und Renée (Stacy Martin), Pierre's Geliebter, nimmt zu viel Raum ein. So entsteht ein charmantes, aber letztlich entbehrliches kleines Werk.

19.08.2024

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