Strange Way of Life Frankreich, Spanien 2023 – 61min.

Filmkritik

Schwule Annäherungen im Wilden Westen

Filmkritik: Marine Guillain

Der spanische Filmemacher Pedro Almodovar stellte seinen 30-minütigen Kurzfilm «Strange Way Of Life» vor, der für die «Queer Palm» bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 ausgewählt wurde.

Die Wiedervereinigung zweier Liebender im tiefen Westen der USA. Jake (Ethan Hawke) arbeitet in einem kleinen Sheriffbüro in einem Kaff tief im Westen der USA. Draussen zupft ein blinder Musiker (Manu Rios) auf seiner Gitarre. Nach einer Reise durch die Wüste taucht Silva (Pedro Pascal) auf und trifft Jake wieder, den er vor fünfundzwanzig Jahren kennengelernt hat. Sie haben sich in jungen Jahren leidenschaftlich geliebt. Die sexuelle Spannung ist spürbar, ebenso wie das unterdrückte Verlangen. Diese Leidenschaft nimmt Silva an, Jake lehnt sie jedoch ab. Ist Silva wirklich hier, um seine alte Liebe wieder aufleben zu lassen? Oder geht es darum, ihn davon zu überzeugen, seinen Sohn zu verschonen, den Jake aus Gründen der Rache und Ehre töten will?

«Strange Way Of Life» ist im Rennen um die Queer Palm. Franck Finance-Madureira, der Schöpfer dieses Preises, der die Behandlung von Queer-Themen auf der Leinwand würdigt, traf uns während der Feierlichkeiten und erklärte: «Wir haben ziemlich breitgefächerte Kriterien. Es gibt zwar LGBT-Handlungsstränge, aber nicht nur. Es gibt auch Filme, die eine starke feministische Aussage haben, solche, die mit den Genre-Codes brechen. Die «Queer Palm» gibt es seit 13 Jahren und die Themen haben sich weiterentwickelt. Es gibt mehr Filme, sie werden vielfältiger. Es gibt auch mehr Frauen, die Regie führen, und im Allgemeinen neigen sie dazu, die Gesellschaft auf selbstverständlichere Weise einzubeziehen. Zwischen 2010 und 2020 ist eine grosse Veränderung, dass man immer mehr LGBT-Figuren sieht, aber das ist nicht das Hauptthema. Der Coming-out-Film ist ein vergangenes Thema, wir kommen zu etwas Handfesterem und Normalisiertem, es gibt keine Notwendigkeit mehr zu rechtfertigen, dass eine Figur schwul oder bi-sexuell ist».

Ohne die Codes des Genres zu brechen oder die queere Repräsentation zu revolutionieren, findet der von Saint Laurent produzierte halbstündige Kurzfilm wenig überraschend seinen Platz in dieser Auswahl. Die Besetzung besteht aus einer Flut von (sehr) gutaussehenden jungen Männern (Manu Rios, Star der Serie «Élite», José Condessa, George Steane und Jason Fernández) die einen sehr kurzen Auftritt haben. Eine Besetzung voller Sexappeal also, ein grosser Name aus der Modebranche als Produzent... Es scheint, dass dieser Kurzfilm, eine unbestreitbare Referenz (um nicht zu sagen eine Kopie im Schnelldurchlauf) an «Brokeback Mountain», Schönheit als oberstes Ziel hat und den Rest ein wenig aus den Augen verliert. Denn letztendlich passiert nicht genug in diesem kurzen, kontemplativen Film, der das Publikum unbefriedigt zurücklässt. Die nostalgischen Bilder, die intensive sexuelle Spannung und vor allem die sanfte Beziehung zwischen Ethan Hawke und Pedro Pascal, die in ihren Charakteren absolut glaubwürdig sind, sind jedoch sehr schön anzusehen.

22.02.2024

2.5

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