Inshallah a Boy Ägypten, Frankreich, Jordanien, Katar, Saudi-Arabien 2023 – 113min.

Filmkritik

Schwanger um jeden Preis

Filmkritik: Eleo Billet

Amjad Al Rasheeds Film, der von Jordanien ausgewählt wurde, um das Land bei den Oscars zu vertreten, überzeugte die Kritiker:innen bei der letzten Ausgabe des FIFF, nachdem er in Cannes und in Venedig gezeigt worden war. Die palästinensische Schauspielerin Mouna Hawa überzeugt in ihrer Rolle als Witwe, die bereit ist, alles zu tun, um ihre Tochter zu schützen und sich gegen ihre Schwiegerfamilie durchzusetzen.

Nach dem Tod ihres Mannes muss Nawal (Mouna Hawa) feststellen, dass die Wohnung, in der sie ihre Tochter aufzieht, von ihrem Schwager im Rahmen der jordanischen Erbschaftsgesetze weggenommen werden könnte. Denn ohne einen männlichen Erben hat Nawal keinen Anspruch auf das gesamte Vermächtnis. In ihrer Verzweiflung wendet sich die junge Witwe an Lauren (Yumna Marwan), die Tochter ihrer Chefin, mit der Bitte, ihr zu helfen, sich als schwanger auszugeben, um den Termin hinauszuzögern.

«Inshallah A Boy» hätte als ein weiterer Sozialfilm für ein westliches Publikum durchgehen können, dessen tragische Handlung das Fehlen von Überlegungen zur Inszenierung verdeckt. Stattdessen zeichnet sich der Film durch die Sensibilität aus, mit der Amjad Al Rasheed sich mit der Thematik auseinandersetzt. Thriller-Akzente, eine kühle Ästhetik oder der Wechsel von der Stadt zur Intimität tragen viel dazu bei. Auf diese Weise wird eine kontrollierte Spannung erzeugt, die vor allem in der Abfolge von Szenen mit immer grösserer symbolischer Gewalt gegen Nawal entsteht, die sich aus der Manipulation und dem Druck durch ihren Schwager sowie der Unmöglichkeit, zur Ruhe zu kommen, ergibt. Genauso wenig werden die Zuschauer:innen des Films zur Ruhe kommen.

Inspiriert von der Geschichte einer nahestehenden Person wirft Amjad Al Rasheed einen kritischen Blick auf das Patriarchat, das sein Land beherrscht. Gleichzeitig zeigt er Empathie für seine Heldin, die weder Märtyrerin noch hilflos ist, sondern einfach nur versucht, bei ihrer Tochter zu bleiben - und Autofahren zu lernen, in einer der schönsten Filmszenen, die wir dieses Jahr zu sehen bekommen werden.

03.06.2024

4

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