La fille de son père Frankreich 2023 – 91min.

Filmkritik

Strukturlose Theatralik

Filmkritik: Maxime Maynard

Vier Jahre nach «Perdrix» präsentiert Erwan Le Duc «La fille de son père», ein pompöses Projekt, dem es an klaren Strukturen mangelt.

Etienne (Nahuel Pérez Biscayart) ist der junge alleinerziehende Vater von Rosa (Céleste Brunnquell). Mit siebzehn Jahren wird Rosa an der Kunsthochschule in Metz angenommen. Obwohl dies eine tolle Nachricht ist, kündigt sich damit eine radikale Veränderung im Leben des eingeschworenen Duos an.

Erwan Le Duc liebt schöne Worte und Sätze, wie sie in den grossen klassischen Tragödien mit Leidenschaft geäussert werden. Mit offensichtlicher Freude legt er sie seinen eigenen Protagonisten in den Mund und verwandelt «La fille de son père» in ein Epos des Alltags. Die zahlreichen lyrischen Ausbrüche erinnern dabei an französisches Kino à la «Hiroshima mon amour». Oftmals sind diese Formulierungen jedoch altmodisch und lassen sich nur in Abständen geniessen.

Dennoch ist seine künstlerische Wirkung unbestreitbar. «La fille de son père» profitiert von der wunderbar durchdachten Bildsprache, die Alexis Kavyrchine präsentiert. Die stets originelle Komposition der Aufnahmen wird durch das Spiel mit Farben und der Kamera hervorgehoben. Die Techniken sind vielfältig und verleihen dem Film eine starke Energie, der es allerdings wie der Geschichte und den Protagonist:innen an Struktur mangelt.

Nahuel Pérez Biscayart und Céleste Brunnquell liefern als Vater und Tochter zwar gute und authentische Leistungen ab, können aber nichts gegen den Mangel an Charme ihrer Figuren bewirken. In der Nebenrolle ist der junge Schauspieler Mohammed Louridi zu sehen und verpasst Rosas Freund Youssef eine galante Persönlichkeit. Auch wenn sein dramaturgisches Geschrei manchmal fraglich ist, erhellt seine Präsenz die Leinwand.

In den Momenten der Stille kommen die wunderschönen Kompositionen von Julie Roué zur Geltung. Sie sind zauberhaft und begleiten das Bild auf reizvolle Weise. Leider ist es aber so, dass jedes einzelne Element des Films zwar die Sinne verwöhnt, die übermässige Anhäufung hingegen ermüdend wirkt. Das Publikum wird 90 Minuten lang zwischen Musik und Dialogen, nervtötenden Charakteren und Kameraspielen hin und her geworfen und gibt irgendwann erschöpft auf.

18.06.2024

2.5

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