One Life Grossbritannien, USA 2023 – 109min.

Filmkritik

Der britische Schindler

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Anthony Hopkins berührt das Publikum in der Rolle eines Engländers, der in seiner Jugend mehr als 600 tschechische Kinder vor den Nazis rettet. «One Life» ist ein Film, der sich zwar mit Steven Spielbergs Oscar-gekröntem Klassiker «Schindlers Liste» nicht messen kann, aber durch seine Message überzeugt.

Nicky Winston (Johnny Flynn) besucht 1938 Prag und realisiert, wie angespannt die Situation kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs ist. Der Engländer überzeugt die britische Einwanderungsbehörde, hunderte von Kindern aufzunehmen, bevor die Nazis die Ausreise aus der Tschechoslowakei unmöglich machen. Viele Jahre später wird Winston (Anthony Hopkins) noch immer von der Schuld geplagt, damals nicht alle Kinder retten zu können, bis ihm eine TV-Sendung Klarheit bringt.

«One Life» basiert auf der wahren Geschichte eines Mannes, der 1938 dem verhängnisvollen Schicksal von tschechischen Kindern und einer schier unüberwindbaren Bürokratie trotzte und über 600 von ihnen in acht Zügen nach England brachte. Der neunte Zug wurde von den Nazis gestoppt. Seither wird Winston als der britische Schindler bezeichnet. James Hawes (TV-Serie «Slow Horses») Kinofilm kann jedoch mit Spielbergs Meisterwerk auf dramaturgischer Ebene nicht konkurrieren – auch wenn Anthony Hopkins, Helena Bonham Carter als Nickys Mutter und die Schweizerin Marthe Keller als Betty Maxwell, Ehefrau des umstrittenen Medienmoguls Robert Maxwell, sehenswerte schauspielerische Leistungen liefern.

Da wir derzeit jedoch erneut mit Krieg, Flucht und Völkerhass kämpfen, hält dieser Film für uns eine wichtige Lehre bereit: Wenn wir aus der Geschichte nichts lernen, sind wir dazu verdammt, sie zu wiederholen. Für den Kinobesuch bitte die Taschentücher nicht vergessen.

25.03.2024

3.5

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Kommentare

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Movie_Maniac

vor 4 Monaten

"One Life" erzählt die wahre Heldengeschichte von Nicky Winston. Dieser versucht während des zweiten Weltkrieges möglichst vielen Kindern das Leben zu retten und wird dann viele Jahre später in einer TV-Show emotional überrascht. Diese Schlüsselszene kriegt man bereits in den Trailern zu sehen.
Leider ist es dann aber tatsächlich fast nur dieser eine Moment, der wirklich ergreifend ist und in Erinnerung bleibt. Die Rückblenden wirken oft fehlplatziert und lassen einem kalt, obwohl ein eigentlich sehr trauriges Thema aufgegriffen wird.
Es handelt sich hierbei definitiv um einen wichtigen und auch sehenswerten Film. Die Voraussetzungen wären aber vorhanden gewesen, um deutlich mehr daraus zu machen.
6.5/10Mehr anzeigen


thomasmarkus

vor 7 Monaten

Muss nicht mit Schindlers Liste verglichen werden. Trotz Liste. Vor allem die leere Liste schmerzt.
One Life zitiert indess einen Talmudspruch: Wer EIN LEBEN rettet, rettet die ganze Welt.
Aus geschmolzenen Goldzähnen erhielt Schindler von durch ihn Gerettete einen Ring, mit dieser Inschrift.Mehr anzeigen


as1960

vor 7 Monaten

"One Life" ist die wahre Geschichte eines kleinen Mannes der während dem 2. Weltkrieg aufopferungsvoll vielen Menschen das Leben rettete. Die Story verdient es erzählt zu werden, und ist u.a. mit Antony Hopkins, Helene Bonham Carter wunderbar besetzt. Dennoch finde ich den Film selber "nur" gut. Von der Dramaturgie kommt man nicht an "Schindler's List" heran. Fazit: Wichtige, grosse Geschichte. Aber kein besonderer Film.Mehr anzeigen

Filmenthusiast

vor 5 Monaten

Danke dir.

Ich muss hier etwas gestehen: Mittlerweilen lese ich hauptsächlich nur noch deinen Kommentar, und vielleicht noch den von flashgordon, wenn ich mich für oder gegen einen Film entscheiden muss. Die Übereinstimmung mit meinem Empfinden ist einfach viel höher, als wenn ich die offizielle Filmkritik lese oder auf andere Leute Meinung höre.

Ich hoffe, dass setzt dich jetzt nicht unter Druck 😀Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 5 Monaten

as1960

vor 5 Monaten

@Filmenthusiast Ich kann mit Druck umgehen ;-)
Ich habe generell gerne, wenn jemand sich bemüht seinen Eindruck über einen Film wieder zu geben. So lese ich auch gerne andere Meinungen. Die Bewertung eines Film ist ja keine exakte Wissenschaft. Und so freue ich mich, wenn jemand im Film etwas gesehen hat, was mir entgangen ist, oder etwas anders/besser bewertet als ich.Mehr anzeigen


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