Green Border Belgien, Tschechische Republik, Frankreich, Deutschland, Polen, Türkei, USA 2023 – 152min.
Filmkritik
Geschichten aus dem Niemandsland
Agnieszka Holland erzählt in ihrem packenden Drama, wie sich die Wege von Migrant:innen, Grenzwärter:innen und Menschenrechtsaktivist:innen im Grenzgebiet von Belarus und Polen schicksalhaft kreuzen. «Green Border» geht in seiner schonungslosen Schilderung der humanitären Katastrophe an der Aussengrenze von Europa direkt unter die Haut.
Eine Familie aus Syrien versucht von Minsk über die grüne Grenze nach Polen zu gelangen. Sie folgen den Anweisungen eines Verwandten, der meinte, es wäre kinderleicht. Doch die Familie sitzt alsbald im Niemandsland zwischen Belarus und Polen fest und wird zusammen mit anderen Migrant:innen von Grenzwärter:innen wild hin- und her gejagt. Beobachtet wird das unschöne Treiben von einer Gruppe Aktivist:innen, die allerdings nur helfen dürfen, wenn die Geflüchteten die Grenze zu Polen überschritten haben.
Basierend auf realen Ereignissen schildert Agnieszka Holland in «Green Border» die sich an den Aussengrenzen Europas seit 2014 abspielende humanitäre Katastrophe. Im Zentrum ihres Dramas steht das tragische Schicksal einer syrischen Familie. Ergänzt wird dieses mit der Geschichte eines von Zweifeln und Gewissensbissen geplagten polnischen Grenzwächters und einer auf Traumata spezialisierten Psychologin, die sich spontan einer Gruppe von Menschenrechtsaktivist:innen anschliesst.
Holland hat «Green Border» in dezentem Schwarz-Weiss meisterhaft inszeniert. Sie setzt die unbeschönigte Darstellung brutaler Gewalt in krassen Kontrast zu ruhigeren Momenten, in denen die Menschlichkeit unverhofft gewinnt. Gelungen ist ihr dabei ein so fesselnder wie auch nachhaltig erschütternder Film, der als stummes Klagelied auf die seit Ausbruch der Migrationskrise rund 30'000 verschwundenen Menschen mit Europas Asylpolitik harsch ins Gericht geht.
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Kommentare
Sehr vielschichtiges Drama, welches eindrücklich auf allen Seiten menschliche Abgründe, Zweifel aber auch Mitgefühl zeigt.
Im Gegensatz zur Darstellung einiger offiziellen Kinokritiken bleibt bin ich der Meinung, dass die gezeigte Gewalt sehr wohl das tatsächlichen Geschehen widerspiegelt und gerade nicht einseitig oder übertrieben ist.… Mehr anzeigen
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