CH.FILM

Electric Fields Schweiz 2024 – 80min.

Filmkritik

Wandeln auf leisen Sohlen

Filmkritik: Teresa Vena

Lisa Gertschs Spielfilmdebüt «Electric Fields» wird durch eine gewisse Traurigkeit der Figuren durchzogen, wirkt jedoch nicht schwermütig. Vielmehr schafft es die junge Schweizerin das Publikum mit auf eine tragisch-komische Reise durch die menschlichen Ängste und Begierden mitzunehmen.

Das Vorstellungsgespräch verläuft seltsam. Die Personalchefin (Julia Jentsch) wirkt abwesend. Eine Frau (Sabine Timoteo) trinkt in einem Moment in einer Bar in der Schweiz ein Bier, am nächsten Morgen wacht sie in Rom auf. Radiowellen erwecken Tote wieder zum Leben, Glühbirnen brauchen keinen Strom, um zu brennen. An einer anderen Bartheke spricht man über verpasste Chancen und ungestillte Sehnsüchte. Die Wege verschiedener Menschen kreuzen sich, ihre Leben werden fortan anders sein als bisher.

In verschiedenen Episoden erzählt die junge Schweizer Filmemacherin und Absolventin der ZHdK von Melancholie, Poesie und Hoffnung. Mit ihrem ersten Langspielfilm beweist Lisa Gertsch bereits ein grosses Talent für Rhythmus und Sinn für präzises Geschichtenerzählen.

«Electric Fields» wird in Schwarzweiss gehalten, was den zeitlosen Charakter des Films ausdrücklich betont. Die Figuren wirken noch viel mehr wie magische, surreale Wesen, die etwas aufgescheucht und unsicher durchs Leben wandeln – und dann doch ihre Bestimmung finden. Die originellen Einfälle, die das Drehbuch rührend und gleichzeitig humorvoll machen, tragen dazu bei, dass die Zuschauer:innen in einer Traumwelt zu wandeln glauben.

Die fragmentierte Struktur des Films kann einen leicht uneinheitlichen Eindruck hinterlassen, doch auch hier sorgt das schwarzweiss gehaltene Bild für den nötigen roten Faden. Gertsch erzählt in «Electric Fields» mehrere Geschichten auf einmal. Im Grunde setzt sich aber dadurch eine universelle Geschichte des menschlichen Bedürfnisses nach Zärtlichkeit und Glück zusammen.

18.06.2024

4

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