Ellbogen Frankreich, Deutschland, Türkei 2024 – 93min.
Filmkritik
Ungestüme Wut
Aslı Özarslans Film «Ellbogen» basiert auf dem gleichnamigen Roman von Fatma Aydemir und erzählt von einer jungen Frau, die von der Gesellschaft abgelehnt wird. Wie ihr Leben weitergeht, liegt in ihren eigenen Händen.
Die 17-jährige Hazal (Melia Kara) möchte ein normales Leben führen. Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz wird sie allerdings ständig abgelehnt. Als sie an ihrem 18. Geburtstag mit ihren Freundinnen in einem Berliner Club feiern gehen möchte, werden sie auch dort abgewiesen. Das Gefühl, nirgendwo hinzugehören, macht sie wütend. Als die Freundinnen auf dem Heimweg von einem jungen Mann belästigt werden, eskaliert die Situation. Hazal ergreift die Flucht und macht sich auf den Weg nach Istanbul.
In «Ellbogen» kämpft eine junge Frau gegen den Rest der Welt. Es fällt nicht schwer nachzuvollziehen, wie Hazal sich fühlt. Ihre Entscheidungen und Handlungen jedoch wirken sehr impulsiv und naiv. Ihre Art und Weise, mit anderen Menschen umzugehen, ist schroff und aggressiv. Obwohl sie ihr Leben in den Griff bekommen möchte, fällt sie in alte Muster zurück und handelt unüberlegt. Auf die Zuschauer:innen wirkt Hazals Verhalten unsympathisch, aber auch nachvollziehbar.
Aslı Özarslans Verfilmung behandelt in kurzer Zeit viele Themen wie Gewalt, Sexualisierung, Rassismus und Diskriminierung. Auch wenn dies wichtige Punkte sind, über die viel aufgeklärt werden sollte, wirken sie im Film etwas schnell abgearbeitet. Dies hat jedoch den Vorteil, dass der Film den Fokus voll und ganz auf die Gefühlswelt von Hazal legt.
«Ellbogen» schafft gleichermassen Verständnis und Unverständnis. Jedes Gefühl von Hazal ist nachvollziehbar, ihre darauf basierenden Handlungen weniger. Schnell wird jedoch klar, dass sie sich gar nicht anders zu verhalten weiss. Der Film hat ein offenes Ende, sodass nicht sichtbar ist, in welche Richtung Hazals Leben sich entwickeln wird. «Ellbogen» lässt das Publikum dennoch hoffen, dass Hazal ihren Platz in der Welt finden wird und sich gesehen fühlt.
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