September 5 Deutschland 2024 – 90min.

Filmkritik

Olympias dunkelste Stunde

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Über das Attentat während der Olympischen Spiele 1972 in München wurden schon viele Filme gedreht. Nun hat sich der Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum der Geschichte angenommen – und eine ganz spezielle Perspektive gefunden.

Als in den frühen Morgenstunden des 5. Septembers 1972 bewaffnete palästinensische Terroristen das Quartier des israelischen Teams im olympischen Dorf in München überfallen, gehört die Crew des US-amerikanischen Fernsehsenders ABC zu den ersten, die von den Ereignissen hören. Ohne viele gesicherte Informationen beginnt man mit einer Live-Übertragung und berichtet den ganzen Tag über aus grösstmöglicher Nähe über den Anschlag, an dessen Ende alle neun israelischen Geiseln, ein deutscher Polizist und ein Grossteil der Attentäter ihr Leben verloren haben werden. Dabei gerät die Berichterstattung nicht nur immer wieder an logistische Schwierigkeiten, sondern es gilt auch moralische und juristische Fragen abzuwägen.

Schon mit seinen beiden ersten Filmen «Hell» und «Tides» bewies der in Basel geborene Regisseur Tim Fehlbaum, der an der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film studierte, dass seine Vorlieben im Genre-Kino liegen und ihm vor allem US-amerikanische Filme als Vorbild dienen. «September 5» ist nun sein mit Abstand reifster, eindrucksvollster Film.

Was Spannungsaufbau und Intensität angeht, kann Fehlbaums hochdramatischer Workplace-Thriller, der ausschliesslich während des Attentats und komplett innerhalb des Münchener ABC-Studios spielt, locker mit der Hollywood-Konkurrenz mithalten. Das liegt auch am exzellenten Ensemble, zu dem neben Peter Sarsgaard, John Magaro und Ben Chaplin auch Leonie Benesch aus «Das Lehrerzimmer» als deutsche Übersetzerin gehört. Und der europäisch geprägte Mangel an reisserischem Pathos und Patriotismus macht diesen dichten, exzellent geschnittenen Film noch besser.

30.10.2024

4

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