The Editorial Office Tschechische Republik, Deutschland, Slowakei, Ukraine 2024 – 126min.

Filmkritik

Bizarre Verstrickungen

Lysann Leyh
Filmkritik: Lysann Leyh

Der ukrainische Regisseur Roman Bondarchuks stellt nach «Vulkan» auf der Berlinale 2024 seinen zweiten Spielfilm vor. Mit «The Editorial Office» erschafft er eine witzige und skurrile Medien- und Politsatire.

Der 27-jährige Yura (Dmytro Bahnenko) lebt ein bescheidenes Leben, wohnt bei seiner Mutter und hat einen Job im Naturkundemuseum. Als er für seinen Job in der südukrainischen Steppe nach Murmeltieren sucht, wird er Zeuge von Brandstiftung. Er will mit Beweisfotos an die Presse gehen, aber keiner scheint sich dafür zu interessieren. Durch einen unerwarteten neuen Job bei einer lokalen sensationsgeilen Redaktion gerät er in ein Netzwerk absurder Verstrickungen.

Die skurrile Medien- und Politsatire «The Editorial Office» wurde kurz vor Beginn des Kriegs gedreht und währenddessen fertiggestellt. Auch wenn der Krieg im Film nicht vordergründig thematisiert wird, ist er dennoch gegenwartsnah. Kritisiert werden vor allem verschiedene Medien, die mehr Wert auf sensationelles und unterhaltsames Storytelling legen, als auf Fakten und Wahrheiten. Veranschaulicht durch eine Bürgermeisterwahl werden neben der Presse Social-Media-Plattformen unter die Lupe genommen und gezeigt, wie einfach es ist, Fake News zu verbreiten, gezielt Tatsachen zu verheimlichen und damit die Leser:innen zu manipulieren.

Durch witzige Momente wird die ernste Thematik des Films aufgelockert. Der knapp über zwei Stunden lange Film lässt kein eindeutiges Ende vorhersagen und endet schliesslich in einer unerwarteten und merkwürdigen Situation. Die Annäherung von Yura und seiner Arbeitskollegin wirkt genauso überraschend, passt dadurch aber zum Rest des Films. Wer Lust auf einen bizarren Einblick in die ukrainische Medienwelt hat, sollte sich «Editorial Office» entgehen lassen.

13.06.2024

3.5

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