Das 1. Evangelium - Matthäus Frankreich, Italien 1964 – 136min.

Pressetext

Das 1. Evangelium - Matthäus

«Meine Idee ist folgende: das Evangelium nach Matthäus Punkt für Punkt zu verfolgen, ohne daraus ein Drehbuch oder eine Umarbeitung zu machen. Es getreu in Bilder umzusetzen, indem man ohne Auslassung oder Hinzufügung der Erzählung folgt. Auch die Dialoge sollten streng die von Apostel Matthäus sein, sogar ohne einen Satz der Erklärung oder Überleitung: Denn kein eingefügtes Bild oder Wort könnte auf gleicher poetischer Höhe mit dem Text sein. (…) Ich glaube nicht daran, dass Christus Sohn Gottes ist, weil ich nicht gläubig bin – zumindest im Bewusstsein. Doch ich glaube, dass Christus göttlich ist. Das heisst, ich glaube, dass die Menschlichkeit in ihm eine so hohe, strenge und ideale Form angenommen hat, dass sie über die gewöhnlichen Begriffe von Menschlichkeit hinausgeht. Deshalb spreche ich von ‹Poesie›: ein irrationales Instrument, um dieses mein irrationales Gefühl für Christus auszudrücken.» (Pier Paolo Pasolini) Was nur bringt einen marxistischen Intellektuellen und schwulen Atheisten dazu, das Leben Jesu zu verfilmen? Und dann erst noch mit grösstmöglicher Ernsthaftigkeit und Pier Paolo Pasolini 17 einem quasi lutherianischen Glauben an die Kraft des Wortes Gottes? Pasolinis Jesusfilm ist nicht nur eine frugale Antithese zu blutrünstigem Passionskitsch im Stile Mel Gibsons, sondern auch ehrfürchtiges Kontrastprogramm zur beissenden Ironie von Monty Pythons Life of Brian. Pasolinis Augenmerk liegt auf Jesus als Mann des Volkes, der sich gegen die Obrigkeit der Pharisäer erhebt. Statt sein Leiden am Kreuz zu überhöhen, zeigt er ihn als Wanderprediger auf Augenhöhe. Pasolinis Identifikation mit dem Stoff geht so weit, dass er Maria Magdalena, die am Kreuz um ihren Sohn trauert, mit seiner eigenen Mutter besetzt. Doch egal, was man in diesen Film hineinprojiziert oder aus ihm herauszulesen versucht: Es ist ohne Zweifel der schönste Film, der je über das Leben Jesu gedreht wurde.

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