Im 1996 entstandenen, 2023 digital restaurierten ersten Teil einer Trilogie über die Situation der Bauern in der Schweiz, begleitet Erich Langjahr eine Appenzeller Bauernfamilie durchs Jahr. Er setzt dabei auf die sorgfältige Beobachtung des Alltags, verzichtet auf jeden Kommentar und frönt damit einem filmischen Purismus, der sein gesamtes Werk kennzeichnet.

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Im Frühjahr lässt der Bauer von der Schneiderin für seinen jüngsten Sohn senfgelbe Alpaufzughosen anfertigen. Im Frühsommer zieht die Familie mit dem Vieh auf die Alp, wo man den Sommer über Käse produziert. Im Spätsommer zieht man juchzend und jodelnd zurück ins Tal. An langen Winterabenden schnitzt man Holztiere und –figuren, die ebenfalls gelbe Hosen bekommen. Und man werkelt an Kostümen fürs traditionelle Silvesterchlausen, mit dem im Appenzellerland das neue Jahr eingeläutet wird.

Hingehen und genau hinschauen: Wenn es etwas gibt, das Erich Langjahrs Filme grundsätzlich kennzeichnet, dann ist es das Nicht-Arrangierte. Das geduldige Sich-Einlassen des Regisseurs auf eine Situation und das Vertrauen darauf, dass die Bilder aus ihrer Tiefe heraus zu sprechen beginnen und Kommentare überflüssig sind. So auch in «Sennen-Ballade», dem 1996 erschienen, 2023 restaurierten ersten Teil einer mit «Bauernkrieg»(1998) und «Hirtenreise ins dritte Jahrtausend» (2002) vollendeten Trilogie über das Bauerntum in der Schweiz.

Erzählt wird dem Lauf der Jahreszeiten folgend aus dem Alltag einer Appenzeller Bauernfamilie. Subtil thematisiert wird dabei der fatale Gegensatz zwischen der traditionellen Lebensweise der Familie und den Anforderungen der von rasanten technischen Entwicklungen und schamlosem Neokapitalismus geprägten Schweiz Ende 20. Jahrhunderts.

Ein feiner Film, der bar jeder verfälschenden Romantik dazu auffordert, über den Wert von Tradition und Brauchtum nachzudenken.