L.A. Confidential USA 1997 – 137min.
Filmkritik
L.A. Confidential
Die Sonne scheint hell in L.A., wenigstens tagsüber. In den Seelen ist es finster, und in der Nacht geschehen schlimme Sachen wie die im Schnellimbiss "Night Oil", wo man ein halbes Dutzend frischerschossene Leichen findet.
Drei sehr unterschiedliche Cops mit sehr unterschiedlichen Methoden und Motiven machen sich auf die Suche nach der Wahrheit: Ed Exley (Guy Pearce), der ambitionierte Jungpolizist mit College-Abschluss, opfert seiner Karriere (fast) alles. Bud White (Russell Crowe) verliert die Kontrolle angesichts misshandelter Frauen, übt seine Gerechtigkeit bisweilen gleich vor Ort aus und lässt sich besonders von der Begegnung mit einer Luxusprostituierten (Kim Basinger) erregen. Der smarte Jack Vincennes (Kevin Spacey) verdient sich ein Zubrot und billige Ruhm, indem er mit einem schmierigen TV-Reporter (Danny DeVito) zusammenarbeitet. - Dies sind nur die wichtigsten aus einer grossen Menge von Figuren und Handlungsfäden, die Curtis Hanson geschickt zu einer komplexen Textur verwebt. Diese Fäden nicht zu verlieren, erfordert die ganze Aufmerksamkeit, sie nachzuerzählen wäre fast unmöglich, und doch ist die Story nur so kompliziert wie der Fall und nur so schwierig wie die Charaktere.
Dabei hat Curtis Hanson ("The Hand That Rocks The Cradle") den dicken gleichnamigen Roman von James Ellroy um gut zwei Drittel kürzen müssen: ein Kunststück, das oft misslingt und noch öfter den Autoren in den falschen Hals gerät. Nicht so James Ellroy, der wilde Schreiber mit dem unmöglichen Hut: er hat sich neulich in einer New Yorker Talkshow mit dem Ergebnis so zufrieden gezeigt, wie es ernstzunehmende Schriftsteller mit den filmischen Verballhornungen ihrer Werke nur selten tun.
Anfang der 80er Jahre hat sich die amerikanische Filmbranche dazu entschlossen, Kunst und Kommerz zu trennen. Seither besteht Kino aus "High" und "Low": dumpfknallige Blockbusters für's Jungvolk, blutarme Kritikerlieblinge für die Alten, Hollywood und Independent, auch wenn 'Independent' immer mehr eine Sonderabteilung von Hollywood ist. Einen Film auswählen heisst demnach meist: worauf verzichte ich heute lieber? - Und nun "L.A. Confidental", komplex, gescheit und trotzdem spannend. Als hätte sich Warner Bros. auf die Zeit besonnen, als Grips und Unterhaltung noch kein Widerspruch zu sein brauchte. Dass es in einem Rückgriff auf 50er-Jahre und Film Noir geschieht, ist erstaunlich und logisch zugleich. Der rauhe Pessimismus und die unauflöslichen moralischen Ambiguitäten des Genres waren eigentlich immer schon etwas un-amerikanisch, andererseits sind korrupte Bullen und Gangster mit Attitüde nirgends so zuhause wie hier, und in deren Filmgenre vermochte das Land sich also zu erkennen von "high" bis "low".
Wenn "L.A. Confidential" an Roman Polanski's "Chinatown" erinnert, so liegt es wohl nicht nur daran, dass der Film dieselbe Zeit, dieselbe Stadt und einen ähnlichen Stoff thematisiert, sondern eben auch am Verdienst, dass er trotz komplexer Erzählstrukturen und düsterer Stimmungen unterhaltsames Mainstream-Kino ist. Wenn auch (und ohne "wenn auch" geht es eben in dieser Textsorte nicht) keiner der Darsteller, die alle eine makellose Performance bieten, uns ähnlich emotional zu involvieren vermag wie dies Nicholson oder Bogart getan haben. Man wird diesen Film deshalb wohl weniger fühlen als - hélas! - bewundern.
Dein Film-Rating
Kommentare
Curtis Hanson† ist ein äußerst kritischer und trotzdem spannender Cop Thriller gelungen, in dem die Grenzen zwischen Good Cop und Bad Cop fließend sind. Die Polizei ist ein komplexes Geflecht aus Menschen mit Fehlern.
Dabei gehen die Kollegen von Bud (Russell Crowe), Ed (Guy Pearce) und Jack (Kevin Spacey) bei Verhören mit ihren Klienten nicht zimperlich um. Und bei Verfolgungsjagden gilt die Binsenweisheit ‘Erst schießen, dann fragen.‘ Sie bedienen sich einer Ausdrucksweise, die so zwischen Ironie und Fäkalsprache anzusiedeln ist. Die gleiche wie die Gangster. Das Trio kristallisiert sich erst in der zweiten Hälfte des Films heraus, nachdem sie sich zusammengerauft haben und in einen Sumpf aus Drogen, Mord und Korruption geraten. Selbst der Polizeichef von L.A. Dudley Smith (James Cromwell), bringt Mitwisser seiner linken Touren eigenhändig zum Schweigen.
Zwischen den drei Ermittlern agiert noch die Edelnutte Lynn (Kim Basinger) mit vollem Körpereinsatz.
Das Drehbuch lässt Platz für Schock und Gruseleffekte (Ratten, verweste Leichen), aber auch für gelegentliche Jokes. So Ed zu Bud ‘Für dich die Mädchen, für mich die Leichen‘.
In einer Bar sagt Ed zu einer Blondine ‘auch wenn sie aussehen wie Lana Turner, schwingen sie ihren Arsch hier raus.‘ Einer aus der verwunderten Runde ‘Das ist Lana Turner.‘ Kleine Verbeugung vor der Leinwandgöttin der 50er Jahre.
Alle Bösewichter kommen um, nur Ed, Bud und Lynn überleben.
Als sich Ed von Lynn verabschiedet, sagt die ganz im Westen der USA geborene ‘Manche kriegen die Welt geschenkt, andere eine Ex Nutte und einen Ausflug nach Arizona.‘ Guter Schluss.… Mehr anzeigen
nochmal ein gute noir krimi, in die reihe von klassiker wie maltese falcon, in die serie sehr gute verfilmungen von "american crime novels"
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