LiebesLuder Deutschland 2000 – 100min.

Filmkritik

Und erstens kommt es anders…

Filmkritik: Susanne Rohrer

Detlev Buck ("Männerpension") zeigt in seiner neusten schwarzen Komödie Deutschland, wie es wirklich ist. Hoffentlich nicht! Unter der sauberen Oberfläche eines Landkaffs lauert nämlich Unheil, wenn nur jemand einmal wagt, ein wenig daran zu kratzen. Ina (Mavie Hörbiger) ist hergekommen, um genau das zu tun.

Deutschland, morgens um halb zehn kommt eine bildhübsche junge Frau (Mavie Hörbiger) in einem kleinen Nest an. Ihre Semesterferien will sie hier verbringen und verzaubert sogleich alle Gäste im Clublokal, wo sie einen Job bekommen hat. So sehr, dass ihr die Möchtegern-Machos gleich reihenweise zu Füssen liegen. Für diese Avancen ist sie auch sehr empfänglich, nur hat die Sache einen kleinen Haken: Die Männer sind alle in festen Händen. Nase (Pierre Besson) steht gar nur Wochen vor seiner Hochzeit mit Christine (Anke Engelke in ihrer ersten Filmrolle). An diesem grossen Tag eröffnet Ina ihren Liebhabern, dass sie schwanger ist. Und alle sollen dafür zahlen. Hier kippt die Geschichte ins Schwarze, denn die Dorfgemeinschaft schreckt vor nichts zurück, um ihre ländliche Idylle zu schützen, die so blütenweiss übertüncht ist wie ihre Fachwerkhäuser in Reih und Glied. Die vier Freunde schreiten sofort zur Tat, um ihr "Problem" aus der Welt zu schaffen. Wie man es mit kleinen Katzen macht, sagt Wagner (Bruno Cathomas). Da bleibt einem die Schadenfreude, die man eben noch über die Dorftrottel zu geniessen pflegte, zusammen mit der eigenen Spucke weg. Profitieren wird von der Affäre am Ende Christine, die sich vom Kätzchen zur Tigerin mausert, als sie ihren liebevollen Gatten durchschaut. Wie sie das schafft, lohnt es sich schon selbst zu schauen.

Anke Engelke braucht doch noch einen bedeutenden Teil des Films, um die einfältige Hausfrau abzustreifen, die sie in der Wochenshow so oft verkörpert hat. Sobald sie sich aber in der Rolle der Christine nicht mehr auf der Nase herumtanzen lässt, kann sich ihre Leistung sehen lassen - Danke, Anke. Regisseur Detlev Buck hat sich einen neuen Künstlernamen zugelegt, minus Vornamen, und spielt selbst mit als Wusch, der in der Geschichte den schwarzen Peter zieht, obwohl er sich eigentlich herauszuhalten versucht. Als Kameramann konnte er wie schon in Männerpension den erfahrenen Slawomir Idziak gewinnen, der schon mit Kryzstof Kieslowski und Michael Winterbottom zusammengearbeitet hat. An "Männerpension" kommt der Film zwar nicht ganz heran, dafür kann man hier genüsslich das Spiessertum in deutschen Landen belachen.

18.05.2021

3

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