Mel Gibson - Der Patriot Deutschland, USA 2000 – 165min.
Filmkritik
Patriot
Wer "Independence Day" sagt, soll den Unabhängigkeitskrieg nicht vergessen, meint Hollywood und hat Roland (Rod) Emmerich ("Godzilla") mit den blutigen Jahren betraut, die der Geburt der American Nation vorausgehen. Emmerich inszeniert "The Patriot" nach einem Drehbuch von Robert Rodat ("Saving Private Ryan") als nahezu dreistündiges Historiendrama. Serviert wird eine opulente Schlachtplatte, in deren Mitte Mel Gibson thront. Der "Mad Max" unzähliger Schlachten hat eine letzte zu schlagen. Zögern, kämpfen, siegen wird er. Und immer fest an die Familie denken.
South Carolina, 1776. Der Kriegsheld Benjamin Martin (Mel Gibson) hat eben seinen inneren Frieden gefunden und das Schlachtfeld zugunsten der Familie geräumt. Langeweile mit einem Gibson also, der sieben Kinder aufzieht und Haus und Hof bestellt? Nicht in diesem Sinne. "The Patriot" ist auf die Historie gebaut, und da gefährdet England auch Martins flüchtiges Glück. An der Kolonialmacht stossen sich die Siedler heftig. Zunächst will Martin am unvermeidlichen Krieg nicht mittun. Das Wohl der Familie, und nicht die Unabhängigkeit im Krieg zu erzwingen, ist seine erste Pflicht. Von solchem Denken ist sein ältester Sohn Gabriel (Heath Ledger, "10 Things I Hate About You") noch frei. Gross ist der Krieg in seinen Augen und gerecht seine Sache. Gegen Vaters Willen schliesst er sich der Armee an. Dessen Ahnung wird nur allzu schnell wahr. Die Engländer, namentlich Colonel William Tavington ("Soldier" Jason Isaacs), stehen vor der Haustür und schonen die Familien nicht. So kommt es denn, wie es kommen musste. Mel Gibson wird "The Patriot", führt eine Schar Milizionäre gegen die britischen Rotröcke. Auch der Held hatte erst zu erkennen, dass er seiner Familie hilft, wenn er für die Freiheit des jungen Staates kämpft.
Mit "The Patriot" kommt eine Riesenkiste über den Ozean, deren Oberfläche derart hochglänzt, dass ihr die Millionen gewiss sind. Der Film setzt mit Robert Rodat und der Produktionsfirma Mutual Film Company auf Muster, die sich schon in "Saving Private Ryan" bezahlt gemacht haben. Kein Aufwand wurde gescheut, bewegende Bilder von ausgefeiltem Realismus zu schaffen. Dessen Höhepunkte, die Schlachtszenen, erscheinen als die historisch adäquate Übersetzung von "Saving Private Ryan".
Zusehends aber wächst der Wunsch, von der Kanonenkugel, die "The Patriot" auf jeden Zuschauer abfeuert, hätte wenigstens die Kamera etwas abbekommen, auf die sie tatsächlich nie zuschoss. Dieser einfache Special Effect zeugt von der handwerklichen Fertigkeit, die wir von Hollywood erwarten, doch ist an "The Patriot" manch anderes in ebenso gewohnter Weise ärgerlich. Die ungebrochene Umschmeichelung der amerikanischen Tugenden erstaunt kaum. Nirgends lässt sich diese ja einfacher tun, als in der Mythisierung der eigenen Geschichte. Am Anfang kann sich noch der befreite schwarze Sklave über die Friede-Freude-Welt freuen, an deren Entstehen er mithilft. Ärgerlich ist vor allem die Diskrepanz, die sich auf der Folie des für Hollywood typischen Anspruchs auf den eigenen Dokurealismus ergibt. Dessen gleichsam wissenschaftliche Lazarettanatomie steht in Widerspruch zu der Erzählstruktur mit dem Aussehen einer Barbiepuppe. Natürlich muss man Benjamin Martin (Mel Gibson) dafür lieben, dass er sich aufmacht, den Tod seines halbwüchsigen Sohnes mit einer Gewehrkugel zu rächen, die er aus dessen Zinnsoldaten giesst, und sein heroisches Tun erst noch mit dem Sieg über England verbindet. Allein, seine Kugel trifft nicht ins Herz.
Zu Benjamin Martin, der eigentlich Francis Marion heissen sollte, siehe auch den Artikel von Bruno Amstutz.
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Kommentare
der anfang desfilms war sehr vielversprechend und hat auch etwas an spannung beizutragen. auch der geschichtliche zeitpunkt ist sehr interessant. doch mit der zeit konzentriert sich roland emmerich fast nur noch um die bildgewalt und die story rückt mehr und mehr in den hintergrund.
jedenfalls, ist "der patriot" ein bildgewaltiges gemetzel mit simpler story, aber ganz guten darstellern und woher mel gibson seine mühe mit den engländern hat, weiss ich auch nicht=)… Mehr anzeigen
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