Snatch - Schweine und Diamanten Grossbritannien, USA 2000 – 104min.

Filmkritik

Und wieder rauchen die Colts

Filmkritik: Marc Mair-Noack

In Guy Ritchies neuer Unterwelt-Komödie geraten einige zwielichtige Profi- und Amateurverbrecher auf durchaus brutale Weise aneinander. Ein nuschelnder irischer Zigeuner (Brad Pitt) soll als Boxer die Wogen wieder glätten, veranstaltet jedoch nur noch grösseres Chaos. "Snatch" überzeugt mit seinen Darstellern und einer ungewöhnlichen Kamera- und Schnitttechnik, beim Drehbuch wollte Guy Ritchie jedoch zuviel auf einmal.

Dies ist wohl ein Traum für jeden jungen, aufstrebenden Regisseur: Da meldet sich eines Tages Hollywoodstar Brad Pitt beim Briten Guy Ritchie und lässt ihn wissen, dass ihm dessen Debütfilm Lock, Stock and Two Smoking Barrels wirklich gefallen hat, dass er gerne - wenn möglich – im nächsten Projekt eine Rolle übernehmen würde, und dass er dafür auch auf einen grossen Teil seiner üblichen 20-Millionen-Dollar-Gage verzichte. Ritchie nahm ihn natürlich schnellstens unter Vertrag, wenn er auch dem Star bemerkenswerterweise keine eigentliche Hauptrolle anbot.

Gerade weil Guy Ritchies Erstling solchen Anklang gefunden hatte, ging der Regisseur und Drehbuchautor mit "Snatch" offensichtlich kein unnötiges Risiko ein. Der Film ist zwar nicht direkt ein Sequel, hat aber dennoch einige Ähnlichkeiten mit "Lock, Stock and Two Smoking Barrels". Wieder rauchen diverse Schiesseisen, und wieder spielt die Handlung in den Niederungen der städtischen Unterwelt, in der dieses Mal einige Amateur-Gangs, die Mafia und kriminelle Einzelkämpfer aneinander geraten.

Als jüdische Diamantenhändler verkleidete nichtjüdische Diamantendiebe stehlen in Antwerpen einen riesigen, 84 Karat schweren Stein. Franky Four Fingers (Benicio Del Toro) will die Beute in London einem Zwischenhändler übergeben, der sie der New Yorker Mafia weiterreichen soll. Doch in der englischen Stadt zeigt auch Waffenhändler Boris the Blade (Rade Serbedzija) Interesse. Er packt Franky bei seiner Spielsucht und heuert anschliessend eine Bande an, die den Stein aus einem Wettbüro stehlen soll. Als jedoch Komplikationen entstehen, erweisen sich die unsicheren Gangster als deutlich überfordert.

Soweit die eine Seite der Story. Parallel dazu kommen die unlizenzierten Boxpromoter Turkish (Jason Statham) und Tommy (Stephen Graham) ins Schleudern, als ihr Kämpfer von einem irischen Zigeuner namens Mickey (Brad Pitt) k.o. geschlagen wird. Hastig wird Mickey als Ersatz in den Ring gestellt. Doch als der eigenwillige Ire sich weigert, wie verabredet in der vierten Runde zu Boden zu gehen, sehen sich die Promoter schon von ihrem zynischen Boss zu Schweinefutter verarbeitet.

Die Handlung wird freilich noch etwas komplizierter, als sich die verschiedenen Ebenen der Story langsam zu vermischen beginnen. Wer dann mit dem Geschehen nicht mehr nachkommt, muss sich nicht ärgern, denn der Plot ist nicht der wichtigste Teil von "Snatch". Im Vordergrund stehen vor allem witzige Sprüche, die seltsamen und teilweise komischen Charaktere sowie die fulminante Kamera- und Schnittarbeit. Die offensichtlich von Musikvideos inspirierte Darstellung ist zum überwiegenden Teil für das hohe Tempo des Films verantwortlich. Brad Pitt, Rade Serbedzija (Eyes Wide Shut) und Jason Statham (Lock, Stock and Two Smoking Barrels) zeigen, wie eigentlich auch der ganze Rest des Ensembles, eine bemerkenswerte Leistung.

Hat man sich jedoch einmal an den erfrischenden Humor und die schrägen Filmschnitte gewöhnt, fällt einem bald auf, dass trotz komplizierter Handlung eigentlich kaum etwas passiert. Besonders im Mittelteil beginnt der Plot gefährlich dünn zu werden, und es dauert lange - beinahe zu lange -, bis Pitt und Co. beim Finale wieder zu fesseln vermögen. Bei allen eindrucksvollen Elementen in "Snatch" sollte sich Guy Ritchie wohl überlegen, ob möglichst viele Handlungen wirklich an eine gute Handlung herankommen.

10.11.2020

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 9 Jahren

Cool, derb, gewürzt mit schwarzem Humor und in den richtigen Momenten unvorhersehbar. Einfach der Brüller. Sowohl "Snatch" als auch "Lock, Stock and two smoking Barrels" sind zu empfehlen und von der Thematik her auch ähnlich. Aber ich persönlich ziehe "Snatch" dem Regiedebut von Ritchie vor. Denn hier wird geklotzt anstatt gekleckert. "Lock, Stock" fühlt sich im Vergleich dazu wie ein Probelauf an.Mehr anzeigen


Mikelking

vor 11 Jahren

Der Film kommt leider nicht an Bube, Dame, König, GrASS heran. Die Figuren sind einmal mehr ziemlich schräg, aber überzeugen mich diesesmal nicht.


movie world filip

vor 12 Jahren

british style cool - mit tolle cast


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