Black Hawk Down Grossbritannien, USA 2001 – 144min.
Filmkritik
Ein Stich ins Wespennest
Am 3. Oktober 1993 wurde die amerikanische Propaganda von der möglichen "chirurgischen Präzision" militärischer Aktionen blutig Lügen gestraft: Eine Kommandoaktion in Somalia endete im Chaos. Ridley Scott inszeniert das Gemetzel blutig und brutal, aber fahrlässig oberflächlich.
45 Minuten waren für den Einsatz vorgesehen. US-Truppen in Somalia versuchten, in einer Hau-Ruck-Operation hohe Offiziere des Kriegsfürsten Aidid zu verhaften. Die Wirklichkeit wollte es anders: Nach einem sechzehnstündigen Feuergefecht in der Hauptstadt Mogadischu hatten die Amerikaner 19 Tote, Dutzende von Verletzten und zwei abgeschossene Hubschrauber zu beklagen. Und ach ja, der Nachspann von "Black Hawk Down" erwähnt es beiläufig, an die tausend Somalis verloren an diesem Tag ebenfalls ihr Leben.
Produzent Jerry Bruckheimer hat sich nach "Pearl Harbour" erstaunlicherweise schon wieder ein reales militärisches Fiasko der US-Armee ausgesucht, um daraus Heldengeschichten zu stricken. Zur präzisen Inszenierung der Geschehnisse hat er sich Regisseur Ridley Scott ("Gladiator") ausgesucht. Man kann diese Paarung als unheilige Allianz bezeichnen. Denn während sich Bruckheimer nur für militärische Tugenden wie Zusammenhalt, Brüderlichkeit und Ehrenkodex interessiert, sorgt sich Scott lediglich um eine mitreissende Inszenierung, das Filmhandwerk, die Optik. Kritische Fragen kümmern keinen von beiden.
Eine "Anatomie des Krieges" wollte Scott nach eigenen Angaben auf die Leinwand bannen. Für diesen Zweck ist "Black Hawk Down" sicher nicht das falsche Projekt. Das Drehbuch basiert auf dem gleichnamigen Buch des Journalisten Mark Bowden, der sich zum Ziel setzte, den Ablauf des 3. Oktobers 1993 detailgetreu zu recherchieren. Ausgehend von dieser Vorlage liefert uns Scott ein dreiviertelstündiges Exposé, in dem die Hauptfiguren, das Ziel der Mission, und der Warlord Aidid als moralisch verwerflicher Gegner kurz vorgestellt werden. Dann geht's zwei Stunden lang zur Sache, und die Fetzen fliegen.
Die Omaha-Beach-Sequenz in "Saving Private Ryan" galt 1998 als neuer Meilenstein in der realistischen und brutalen Darstellung moderner Schlachten. Ridley Scott nimmt das als Standard. Doch während Steven Spielberg damals in zwanzig Minuten einen ausgedehnten Schockeffekt erzielte, breitet Scott sein Gemetzel auf ganze zwei Stunden aus. Halbierte Soldaten, abgeschossene Hände und Blutschwaden schockieren zwar immer noch, aber spätestens eine Stunde nach dem ersten Schuss setzt die Abstumpfung ein. Im chaotischen Treiben von Dutzenden von Figuren verliert man irgendwann den Überblick, wer gerade wohin ballert, während die Somalis ohnehin nur gesichtsloses Kanonenfutter in einer erdrückenden Überzahl bleiben.
Während die amerikanischen Hubschrauber auf Mogadischu zufliegen und die Rotoren flappen, zitiert "Black Hawk Down" minutenlang "Apocalypse Now". Von der Tiefe und Abgründigkeit von Francis Ford Coppola's Vietnamklassiker ist aber leider nichts übernommen worden. Oder wie es einer der Filmsoldaten selbst ausdrückt: Wenn die erste Kugel an deinem Kopf vorbeipfeift, interessiert dich die Politik nicht mehr. Was Ridley Scott interessiert, ist die detaillierte Beschreibung einer einzigen Schlacht, und diesen Anspruch erfüllt er optisch meisterhaft. Die Kamera ist mitten im Geschehen, Atempausen gibt es kaum. Doch was den Zuschauer eigentlich mitreissen sollte, lässt bis zum Schluss erstaunlich kalt. Und Fragen über Sinn oder Unsinn der Geschehnisse will man dem Publikum offenbar gar nicht erst zumuten.
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Kommentare
Hollywood hat die militärischen Einsätze der US-Armee immer schon begleitet und gedeutet. In den 70er und 80er Jahren wären jeweils drei große Produktionen zu nennen, die alle verschiedene Ansätze hatten und sehr prominent besetzt waren. Das Besondere an diesem Film hier ist der ruhige Anfang und der nachdenkliche Schluss. Dazwischen wird ganz schön viel geballert und häufig, manchmal unerwartet gestorben. Gelegentlich begleitet von coolen Sprüchen. Im Gegensatz zu allen anderen vorhergehenden Filmen sehen wir computergesteuerte Einsätze, die manchmal blutigen Videospielen ähneln und mit modernster Ausrüstung punkten. Was früher der Dschungel war, ist hier der Häuserkampf in Somalia, in dem es ähnlich unübersichtlich zugeht. In keinem der Filme werden Helden glorifiziert, aber Heldentaten dargestellt. Wenn beide kriegführenden Parteien der Ansicht sind „Ohne einen Sieg kann es keinen Frieden geben“, versteht man die Unerreichbarkeit des gesteckten Ziels. Drum auch der letzte Satz der GIs „Lass uns abhauen!“… Mehr anzeigen
Hat mir super gefallen, gut gedreht, und gut geschauspielert.
Leider aber trotzdem mit Amipatriotismus übertrieben, aber das sind wir ja schon gewohnt;)
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