Tödliches Vertrauen USA 2001 – 89min.

Filmkritik

Guter Vater, schlechter Vater

Björn Schäffner
Filmkritik: Björn Schäffner

Wie man einen Plot von A nach B buchstabiert: In Harold Beckers sterilem Thriller "Domestic Disturbance" bringt John Travolta Ruhe und Ordnung in ein aufgescheuchtes Familiennest.

Wer kennt sie nicht, die Moral vom Schafhirten Pedro? Der Lausbub macht sich bekanntlich einen Spass daraus, falschen Alarm vor dem bösen Wolf zu schlagen. Weil sich die Leute aber nur ungern veräppeln lassen, glaubt ihm natürlich niemand mehr ein Wort, als der Wolf dann wirklich zuschlägt. In einer vergleichbaren Situation steckt der als notorischer Lügner geltende Danny Morrison (Matt O'Leary), der seinen Stiefvater Rick Barnes (Vince Vaughn) zufällig dabei beobachtet, wie er einen Mann (Steve Buscemi) kaltblütig um die Ecke bringt. Natürlich glauben ihm weder Mutter Susan (Teri Polo) noch die Polizei ein Wort. Allein Frank Morrison (John Travolta) - Dannys Vater, der dem nicht sehr einträglichen, dafür aber grundehrlichen Handwerk des Schiffbaus nachgeht - weiss instinktiv, dass Danny diesmal die Wahrheit sagt.

Was folgt, ist pure Thriller-Arithmetik: Regisseur Harold Becker führt den Finsterling konsequent seiner gerechten Bestrafung zu. Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden, hätte Becker sein jüngstes Kind mit derselben Suspense beseelt, die seine Werke "Malice" und "Sea of Love" auszeichnete. Doch leider ist "Domestic Disturbance" nichts weiter als zahme Konfektionsware. Eine Produktion, die überdies eklatante Drehbuchmängel aufweist: So ist zum Beispiel nicht einzusehen, wieso die Polizei vom Mordopfer nicht einmal den Hauch eines DNA-Stranges findet, als sie den Tatort einer Spurensuche unterzieht. Oder weshalb die Gesetzeshüter Dannys Anschuldigung auch deshalb als Fantasterei abtun, weil er den Namen des Ermordeten nicht kennt.

Wenig berauschend sind auch die schauspielerischen Leistungen: Travoltas Darbietung als "regular guy" scheint sich vornehmlich auf fürsorgliche Vaterposen und routiniertes Zähneblecken zu beschränken. Vince Vaughn will man wiederum den Bösewicht so recht nicht abnehmen. Obschon der Part des geisteskranken Killers zu seinem Standard-Repertoire zählt ("Psycho", "Clay Pidgeons"), gelingt es Vaughn selbst im Showdown nur mit knapper Not, einem die Nuance eines Gruselns auf die Haut zu zaubern. Einziger Lichtblick ist Steve Buscemi, der in gewohnt trefflicher Manier die Vogelscheuche zum Besten gibt. Buscemi, der in einem schäbigen Anzug im ungünstigsten Moment in die Hochzeitsfeierlichkeiten von Ray platzt, hebt sich wohltuend ab vom sterilen Ambiente von "Domestic Disturbance". Häuslicher Unfriede? Mehr Querschlägertum würde dem Film zweifelsohne gut anstehen.



25.05.2021

2

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

travolte dieser zeit in filmen mit story aber trotzdem kein gute handlung


Taz

vor 22 Jahren

Die Geschichte an sich hörte sich eigentlich recht spannend an. Und mit John Travolta und Vince Vaughn waren auch Schauspieler dabei, die ich eigentlich ganz gerne sehe. (Auch wenn Travolta als Bösewicht einfach besser rüberkommt...) Was dann allerdings schlussendlich rauskam, war eine mittelgrosse Enttäuschung. Okay, ich war vorher eigentlich schon auf einen "Durchschnitts-Krimi" eingestellt, aber sogar dieses Niveau erreicht der Streifen nicht. Die Story ist, wie bereits erwähnt, grundsätzlich gut. Man könnte sich sicher spannenderes vorstellen, aber für einen "normalen" Freitag-Abend hätte es eigentlich reichen sollen. Zu den Schauspielern gibt es folgendes zu sagen: John Travolta hat mich als guter und liebevoller Daddy zu keiner Zeit überzeugt. Er hat eigentlich immer den gleichen Gesichtsausdruck drauf. Ich würde das das "Kurz-vor-dem-Weinkrampf-Gesicht" nennen. Mehr muss er in diesem Film nicht machen. Vince Vaughn spielt zwar den Bösewicht, aber auch nicht wirklich überzeugend. Zu "harmlos" ist seine Ausdrucksweise und seine Taten. Schauspielerisch höher ist dabei die (zu) kleine Rolle von Steve Buscemi anzusiedeln. Er spielt wenigstens durchschnittlich. Aber auch er kann's besser. Der Rest der Schauspieler-Riege ist eigentlich Nebensache. Terri Polo darf als Mutter weinen, schreien und bedrückt dreinschauen, der Sohn darf seinen Vater anhimmeln und der Kommissar hätte wohl auch lieber was anderes gemacht, als Travolta zu helfen, den Fall zu knacken. Empfehlen kann ich diesen Streifen eigentlich all jenen, die anstatt am Sonntag-abend einen Krimi im TV zu sehen, wiedermal in's Kino gehen wollen. Und natürlich den "Hardcore-Fans" von John Travolta. Ansonsten gibt es im Moment sicherlich bessere, unterhaltsamere und vor allem spannendere Streifen als "Domestic Disturbance".Mehr anzeigen


Taz

vor 22 Jahren

Travolta spielt echt schwach.


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