Hals über Kopf USA 2001 – 86min.
Filmkritik
Die Modelfalle
Ein Mann im Visier von fünf überdrehten Frauen. Zugegeben, er ist charmant, und auch die Auserwählte weist genug äusserliche Vorzüge auf. Mark Waters fabrizierte eine romantische Komödie um eine New Yorkerin, die hofft, dank vier dümmlichen Models ihren Traummann zu finden. Das Resultat wirft ernsthafte Fragen auf.
Amanda (Monica Potter) arbeitet als Kunstrestauratorin für das Metropolitan Museum in New York. Das macht sie anscheinend ganz gut. Doch mit den Männern stürzt sich die Blondine immer wieder ins Unglück. Bis jetzt hat sie noch jeder für eine andere, die meist ein Model war, verlassen. Verständlich, dass es Amanda da nicht gut geht. Die logische Konsequenz: Amanda zieht in die Luxuswohnung von vier Models ein. Natürlich haben diese vier Berufsschönheiten, die sich übrigens lediglich von der Grösse her von der perfekt gebauten Amanda unterscheiden, nur darauf gewartet, ihre neue Mitbewohnerin bei der Männersuche zu coachen. Sie selbst nämlich haben die Männer im Griff. Wer mit dem Quartett ausgehen will, muss erst vor der Türe Schlange stehen, um sich dann in eine Liste einzutragen. Mehr als die Ausgaben des Abends übernehmen darf er dann aber nicht. Klar, dass da hunderte attraktiver Männer nach einem solch aufregenden Abenteuer lechzen. Und so ist denn auch nur einer - der charmante Nachbar Jim (Freddie Prinze Jr.), der einen unappetitlichen Riesenköter Gassi führt - vor solch oberflächlichen Damen gefeit. Er hat es auf die - zwar nur unmerklich - smartere und tiefgründigere Amanda abgesehen. Amanda schwebt und schwelgt. Endlich scheint sie den Mann gefunden zu haben, der sie nicht wegen eines Models verlassen wird. Sehnsüchtig beobachtet die Verführte Jims Fenster, als sie plötzlich meint, ihn bei der Ermordung einer Frau zu beobachten. Äusserst misstrauisch geworden, spioniert die ganze Frauen-WG dem dubiosen Jim nach.
Wer ist Schuld - das blonde Haar, die Models oder die Filmemacher? Theoretisch kann man bei diesem Genre nicht viel Schaden anrichten; ein bisschen Romantik, ein paar Gags, eine kurze Verfolgungsjagd, schöne SchauspielerInnen und ein anspruchsloser Plot. Seichte Unterhaltung sollte sich jeder mal wieder gönnen, das ist gut für das Gemüt. Doch hier muss ein deutliches Warnsignal gesetzt werden. Dass der Plot vorhersehbar ist, ist bei diesem Genre ja nichts Neues. Doch das Ziel der selbsternannten "raffiniert ausgeklügelten und anspruchsvollen Komödie", die im "Kern der Geschichte ein Thriller im Hitchcock-Stil" sein will, wurde leider mehr als weit verfehlt. Die verschwenderisch eingestreuten Gags stehen wie Granitblöcke im Weg oder werden penetrant oft wiederholt. Die Models, die übrigens echte sind, sollten ihren eigentlich realen Part ironisch darstellen. Das Resultat - überdrehte bis hysterische Mädchen. An der missglückten und im Endeffekt nur nervigen Entlarvung der dummen und oberflächlichen Mode- und Modelszene dürfte nicht mal die grösste Neiderin Gefallen finden. Und die gestylte Romantik zwischen Amanda und Jim berührt weder Herz noch Seele, da rettet auch das entzückende Lächeln eines Freddie Prinze Jr. nichts mehr. Schade um Mark Waters, der nach seinem vielgepriesenen Regiedebüt "Wer hat Angst vor Jackie-O" weit bessere Wege hätte einschlagen können.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung