Italienisch für Anfänger Dänemark, Schweden 2000 – 118min.

Filmkritik

Vergnügliche Dogma-Runde

Filmkritik: Senta van de Weetering

Ein weiterer Film aus dem Dogma-Ursprungsland. Heiterer als die bisherigen, und darüber hinaus der Erste von einer Frau gedrehte. Lone Scherfig erzählt die Geschichte einer Handvoll Leute, die sich mehr oder weniger zufällig im Italienisch-Abendkurs treffen. Dabei kann sie auf SchauspielerInnen zurückgreifen, die den Charakteren Tiefgang verleihen. Zwar verläuft sich die Geschichte um die sechs Männer und Frauen um die Dreissig bisweilen im Zufälligen; trotzdem schaut man gerne zu, wie sie untereinander Bande knüpfen.

Die Idee war absurd: Da wird die Filmtechnologie Jahr für Jahr erneuert, erweitert, verbessert, vereinfacht, revolutioniert, auf den Kopf gestellt – kurz: Man gibt sich Mühe, die grösst mögliche Perfektion zu erreichen. Doch im Jahre 1995 beschliesst eine Gruppe dänischer Regisseure bewusst und freiwillig auf eine grossen Teil dieses (kostspieligen) Brimboriums zu verzichten. Stattdessen fordern sie Konzentration auf die Charaktere und eine Handlung, die sich striktestens aus ihnen herleitet. Eine Vorgabe, die grosse Chancen hatte, als Fussnote in die Filmgeschichte einzugehen. Stattdessen machte sie unter dem Namen "Dogma 95" Furore, als Thomas Vinterberg mit "Festen" die Kinosäle stürmte. Lars von Trier zog mit "Idioten", Søren Kragh-Jacobsen mit "Mifune" nach. Seither weiss man in Europa, dass es eine dänische Filmszene gibt und widmet Filmen, die unter dem Label "Dogma" fahren, besondere Aufmerksamkeit. "Italian for Beginners" profitiert zweifellos davon - und das ist gut so.

Verliebte Mittdreissiger

Der Film kommt ohne Pomp daher und liefe Gefahr, übersehen zu werden, ohne eine Werbetrommel, die mit der Kraft von "Dogma" auffahren kann. Lone Scherfig erzählt die Geschichte einiger Männer und Frauen um die Dreissig. Der Aushilfspastor, dessen Frau vor einem halben Jahr gestorben ist (Anders W. Berthelsen). Die Friseuse Karen, deren trinkende, todkranke Mutter immer wieder aus dem Spital ausreisst und das Leben der Tochter durcheinander bringt (Ann Eleonora Jorgensen). Die Verkäuferin Olympia, die von ihrem kranken Vater gedemütigt wird und immer alles fallen lässt (Anette Stovelbaek). Der Hotelportier Jørgen (Peter Gantzler) und sein Freund Hal-Finn (Lars Kaalund), der seinen Job als Leiter des Stadion-Restaurants zwar heiss liebt, aber die Gäste kontinuierlich beleidigt. Und Giulia, die italienische Kellnerin, die einen guten Draht zur Jungfrau Maria hat, wenn es um Männer geht (Sara Indio Jensen).

Italienischkurs als sozialer Treffpunkt

Zufällig oder beabsichtigt treffen sie sich alle im Italienischkurs. Davor, danach und daneben werden Beziehungen geknüpft und wieder gelockert, es wird heftig geflirtet und gestritten. Erotik durchzieht den Film, ohne sich in den Vordergrund zu drängen; immer geschehen ganz viele ganz alltägliche Dinge, hinter denen Menschen mit jeder Szene deutlicher hervortreten, auch wenn nur Brötchen verkauft, Haare gewaschen oder Gottesdienste gehalten werden. Dadurch wachsen einem die Figuren mit jeder Minute mehr ans Herz. So schaut man denn auch mit stetig zunehmendem Vergnügen zu und freut sich, wenn ihnen das Schicksal hie und da freundlich gestimmt ist. Dieser bisher am wenigsten problembeladene Dogma-Film wurde in Berlin mit dem silbernen Bären ausgezeichnet.

18.05.2021

4

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Kommentare

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tomliotar

vor 22 Jahren

Phasenweise schleppend!


gallia

vor 22 Jahren

schöne und herzerwärmende Komödie, super Schauspieler


tluethi

vor 22 Jahren

witzig


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