Spy Game Grossbritannien, USA 2001 – 126min.

Filmkritik

Testosteron-Prinzen vereint

Filmkritik: Andrea Bleuler

Spione werden nicht via Stellenanzeiger rekrutiert. Da züchtet der erfahrene Senior in jahrelanger Arbeit den geeigneten Junior heran. In Tony Scotts geschliffenem Agenten-Thriller wird klar, dass deren Bindung aber weit über ein Alma-Mater-Verhältnis hinausgeht. Geheimdienst-Routinier Robert Redford und Ewig-Assistent Brad Pitt sind das optisch so wunderbar verwandte Traumduo.

Kurz vor der Pensionierung nochmals richtig durchstarten: Diese Devise hatte bekanntlich bereits Morgan Freeman als Senior-Agenten in "Se7en" zu Höchstleistungen angespornt. Robert Redford alias Nathan Muir mobilisiert in den letzten 24 Stunden seines Arbeitslebens alle Ressourcen an Charme, kombinatorischem Geschick und Rhetorik, um seinen Zögling Tom Bishop (Brad Pitt) in China aus dem Gefängnis zu holen. Die CIA-Chefetage hat ihren Mitarbeiter längst aufgegeben, denn die aktuelle politische Situation verlangt andere Prioritäten.

Durch einen flüssigen Mix aus Verhörsituation und Rückblenden auf spektakuläre Politschauplätze der siebziger und achtziger Jahre wird die Agenten-Karriere des verlorenen Sohnes und die Beziehung zu seinem Mentor aufgerollt: Vietnam 1975, dann Berlin einige Jahre später und schliesslich Beirut Mitte der achtziger Jahre, wo Tom sich in die Hilforganisations-Mitarbeiterin (Catherine McCormack) verliebt und Sinn und Zweck seiner Tätigkeit grundsätzlich hinterfragt.

Nach echter Tiefgründigkeit darf in "Spy Game" nicht gesucht werden: sämtliche politischen Inhalte dienen lediglich als Hintergrund für die Darstellung einer wahren und konstanten Männerfreundschaft. Das Werk lebt in erster Linie vom glanzvollen Auftritt des Veterans Robert Redford, während Brad Pitt sich in der misslichen Lage befindet, einen eher platten Filmcharakter bei spärlich gesäten Gelegenheiten greifbar machen zu müssen. Amüsante Wortschlachten und ein flottes Tempo lassen den Ausflug in die raue Männerwelt aber dennoch zu einem absolut vergnüglichen Erlebnis werden.

Bleibt zu erwähnen, dass Regisseur Tony Scott ("Top Gun", "Crimson Tide") das deutschsprachige Publikum mit exklusiver und wohl eher unbeabsichtigter Komik beglückt: Die putzige DDR-Vision und Brad Pitts unbeholfene Versuche in der deutschen Sprache haben Kultcharakter. Der ultimative Höhepunkt inszenierter Agenten-Romantik ist aber ein geschäftliches Grundsatz-Gespräch der beiden Hauptakteure auf einem Kuppeldach in Berlin, aufgenommen von einer in der Luft kreisenden Kamera - schöner kann kein Werbefilm sein.

31.05.2021

3

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

Zweierlei macht den Film schon irgendwie spannend. Zum einen die schnellen Schnitte und andererseits verwehrt einem das Drehbuch letzte klärende Einblicke in den Ablauf des Geschehens. Da die Schnitte die Handlung aber auch noch kräftig durchmischen, kommt etwas Unklarheit auf. Und da Robert Redford und Brad Pitt ständig global unterwegs sind, und nur zwischenzeitlich durch die Optik der schönen Catherine McCormack aufgewertet werden, breitet sich so langsam Langeweile aus. Hier ist Schnitt gleichzusetzen mit Zerschnitt. Lediglich der ständig tagende CIA und Redfords Gesicht bieten fürs Verständnis Konstanz. Was die dann da so im Einzelnen verhandeln, ist weitgehend etwas nebulös. So bleibt letztendlich nur verwundertes Staunen ob der Hiebe, die Pitt einstecken muss. Die skrupellose Konsequenz von Geheimdiensten ist bekannt, taucht hier aber nur kurz in Dialogform auf. Man schippert so voller Action zwischen Freund und Feind hindurch und bestaunt das sonderbare Ende.Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 18 Jahren

Die Musik und die Kamera sind wirklich erste Sahne. Aber... ich gebe zu, dass der Film ab und zu ein bisscher langweilig wird. Der von Lou erhobene Vorwurf über die schlechte Schauspielerische Leistung von Brad Pitt kann ich jedoch nur lachend zurückweisen und hoffen es war ein schlechter Scherz, denn er spielt wirklich klasse.Mehr anzeigen


m3ph1st0

vor 18 Jahren

Klasse Musik, gute Schauspieler und Kamera. Ordentlich spannend, Ende zu abrupt


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