Filmkritik
Vogel auf Jagd
Ein quirliger Alexander Scheer, der bereits in "Sonnenallee" komödiantisches Talent bewies, gibt den Viktor Vogel - ein junger Ehrgeizling mit Loser-Fassade, der seine Werberkarriere auf unkonventionelle Art anzutreiben versucht. Ebenso schrill und absurd ist die ganze Story, die aber darstellerisch und mit witzigen Slapstickeinlagen ganz gut unterhält.
Viktor Vogel trägt Flohmarkt-Klamotten, wohnt in einer anarchistischen WG und hat in seinem Leben bisher - ausser ein paar langen blonden Fäden (seine Haare) - noch nicht viel erreicht. Doch seine Loser-Fassade täuscht ausserordentlich. Viktor weiss, was er will - nämlich Art Director bei der Werbeagentur Brainstorm werden. Auch erfindungsreich ist der gute Mann. Weil seine Bewerbungen kein Gehör fanden, lädt er sich selbst zu einem Vorstellungsgespräch ein. Mit Schummeleien schaffts Vogel am Tag X auch gleich an einer Präsentation für OPEL, eine lächerliche Figur zu machen. In hohem Bogen fliegt er raus. Die OPEL-Verantwortliche (Maria Schrader) aber - mit der Präsentation alles andere als zufrieden - erhofft sich von dem seltsamen jungen Mann allerhand: "Der schräge Typ soll doch die Kampagne machen". Da der Kunde König ist, und die Firma schliesslich nicht untergehen will, darf Vogel unter der Aufsicht von Alt-Werber Kaminsky (Götz George) herum experimentieren. Vogel hat auch gleich eine zündende Idee, nur blöd, dass seine neue Traumfrau Rosa (Chulpan Khamatova), eine Installations-Künstlerin, genau dasselbe Thema für eine Ausstellung umsetzen will ...
Regisseur und Drehbuchautor Lars Kraume siedelte seinen zweiten Film (Debütfilm "Dunckel") in der Werbemetropole Frankfurt am Main, seine Heimatstadt, an, wo auch einmal sein eigener Vater als Werber fungierte. Kraume ging es mit seinem Film aber nicht um eine Abrechnung mit dem Vater oder der Werbebranche. Vielmehr wirft der Film lediglich einen harmlosen satirischen Blick auf die ganze hysterische Szene. Als Ausgangspunkt will Kraume den Konflikt zwischen Kunst und Werbung aufzeigen - diesen ja eigentlich sehr spannenden Ansatz, hat er dann aber anscheinend wieder vergessen. Wenn er sich überhaupt um einen Konflikt kümmert, dann um das persönliche Dilemma des Viktor Vogel, der zwischen Karriere und Liebe steht und überhaupt noch mächtig grün hinter den Ohren ist. Die Darstellung seines unsteten und innovativen Charakters ist ganz gut gelungen, doch wirkt er teilweise etwas gar überzeichnet. Diesem Stil entspricht auch der ganze Film, in dem sich die mehrheitlich überzeugenden Darsteller (vor allem Maria Schrader und Götz George) in rasantem Tempo die zündende Idee abjagen, um in der trendigen Werbewelt dazuzugehören. Die selbsternannte 'Dramatic Comedy' wird wohl kaum in die Annalen der Filmgeschichte eingehen, kann aber durchaus für einen unterhaltsamen Abend sorgen.
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