War Photographer Schweiz 2001 – 96min.
Filmkritik
Dem Elend auf der Spur
Der Kriegsfotograf James Nachtwey dokumentiert seit mehr als zwanzig Jahren mit seiner Kamera Krieg und Elend auf der ganzen Welt. Während zwei Jahren begleitete ihn Christian Frei (Miriam, Ricardo Y Fidel) und sein Kameramann Peter Indergand zu Kriegsschauplätzen in Palästina, Kosowo und Jakarta.
James Nachtwey erhielt schon unzählige Auszeichnungen für sein Werk, doch verwehrt er sich der Öffentlichkeit mit grosser Hartnäckigkeit. In Interviews mit Freunden und Arbeitskollegen wie etwa der CNN- Auslandskorrespondentin Christiane Amanpour wird der Magnum-Fotograf als sehr introvertierter Mensch beschrieben, der seine ungeheuerlichen Erlebnisse nur mit seinen eindrücklichen Fotos zu verarbeiten scheint. Die Zurückhaltung von Nachtwey bekam auch der Schweizer Regisseur Christian Frei zu spüren, der sehr lange brauchte, um ihn von dem Projekt zu überrreden, und danach während zwei Jahren dauernd auf der Hut sein musste, damit Nachtwey nicht in ein Krisengebiet reiste, ohne ihn vorher zu benachrichtigen.
Mit einer auf der Kamera von Nachtwey befestigten Micro-Kamera gelingt es Frei so nah an das Geschehen heranzugehen, wie es der Fotograf erlebt. Nachtwey ist bekannt dafür, dass er sich in Momenten der Gefahr nicht abschrecken lässt, und immer noch etwas näher dran ist als seine Kollegen. Das hat in seinem Fall nicht unbedingt mit Tollkühnheit zu tun, sondern viel eher mit einem ungeheueren Instinkt, mit dem er gefährliche Situationen abzuschätzen weiss, und sicher auch mit einer Portion Fatalismus. Man erfährt in "War Photographer" was für ein ungeheueres Anliegen es ihm ist, das Elend dieser Welt zu dokumentieren und die Menschen mit seinen Fotos wachzurütteln. In der heutigen Zeit der medialen Übersättigung, schaffen es seine Bilder immer noch unter die Haut zu gehen, auch wenn es für ihn immer schwieriger wird, sie in wichtigen Magazinen unterzubringen. Denn welche Werbefirma will schon neben ihrem Hochglanz-Ad ein verstümmeltes Kriegsopfer sehen?
War Photographer von Christian Frei ist ein eindrückliches Porträt des bemerkenswerten Mannes James Nachtwey, der dem Leiden, den Opfern und den Armen dieser Welt mit seinen Bildern eine Stimme gibt. Was dem Film am Ende etwas die Schärfe und Eindringlichkeit nimmt, ist eine längere Passage, in der Nachtwey aus dem Off einen Monolog über seine Wünsche und Anliegen hält . Ein fast zu perfekt formuliertes und salbungsvoll vorgetragenes Statement, das zwar zum distinguierten Äusseren des Protagonisten passt, jedoch in zu krassem Gegensatz zu seinen Bildern steht. Plötzlich scheint Nachtwey zu sehr Weltverbesserer und nicht mehr verzweifelt Suchender.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung