About Schmidt USA 2002 – 124min.

Filmkritik

Jack im Saft

Filmkritik: Andrea Bleuler

Was macht der Mann, wenn er nicht mehr arbeitet? Jack Nicholson, selbst im Rentenalter, läuft in der Rolle des unglücklichen Pensionierten zu neuen Höchstleistungen auf. Ob er demnächst seinen 4. Oscar dafür abholen wird?

Unanständig langsam vergehen die Sekunden, bis der Uhrzeiger auf die 5 rutscht und Schmidts (Jack Nicholson) Berufsleben abgeschlossen ist. Dann verlässt er sein karges Büro, die Endstation einer mässig erfolgreichen Karriere in der Versicherungsbranche. Zu Hause erwartet ihn eine Frau, die er nicht mehr kennen möchte (June Squibb), und ein gigantisches Wohnmobil - die "Freuden" seines Alters.

Schmidt möchte sich nützlich machen und beschliesst, einem Patenkind in Afrika monatlich Geld zu überweisen. Die Briefe an den sechsjährigen Ndugu (Nicholsons Charakterstimme im Off) werden zum Ventil für seine Unzufriedenheit. Dort kann er sich auch endlich hemmungslos darüber auslassen, dass seine über alles geliebte Tochter (Hope Davis) demnächst einen ihr unwürdigen Kerl heiraten wird.

Als Schmidts Frau unerwartet stirbt, droht er erst einmal zu verwahrlosen. Doch dann bricht er zu einer filmisch etwas langwierigen Reise zu seiner Tochter auf - in der Hoffnung, dort ein Ersatznest zu finden.

Dass ausgerechnet Charakterschauspieler Jack Nicholson jener durchschnittliche alte Mann sein soll, der sein langweiliges Leben nicht mag, löst viel Unbehagen aus. Keine attraktive Frau ist diesmal an seiner Seite. Der platteste Alltag grinst breit aus jeder Ecke.

Doch Nicholsons Darstellung ist atemberaubend. Die Charakterstudie gibt ihm zwar kaum Gelegenheit, seine schelmische Augenbraue einzusetzen. Der mehrfach Oscar-gekrönte zieht jedoch aller Register seines Könnens und setzt die Quasi-Sprachlosigkeit seiner frustrierten Filmfigur mit viel Fingerspitzengefühl um.

Alexander Paynes schwarze Komödie schlägt nach allen Seiten aus. Sein Film nimmt konservatives Spiessbürgertum und pseudo-alternative Gegenpositionen aufs Korn. So wird nicht nur Schmidts Unselbständigkeit, sondern auch die Lebenshaltung der zukünftigen Schwiegermutter seiner Tochter (Kathy Bates), eines Ex-Hippies mit reichlich Drogenerfahrung, karikiert. Am Pranger stehen - ganz ernsthaft - jene rituellen Unwahrheiten, die die Menschen, spätestens im Alter, in bitterste Einsamkeit katapultieren.

25.01.2021

4

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Kommentare

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purpi

vor 12 Jahren

Dank Nicholson TOP!!!


movie world filip

vor 13 Jahren

film ist nicht top abet icholson ist charmant... auch ein gute kathy bates


larry

vor 16 Jahren

Beim Kampf gegen die Tristesse erfreut man sich an Jack Nicholson, wie an einem Geissenblümchen, dass sich durch die Asphaltwüste ans Licht gekämpt hat...


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