Filmkritik
Die Unbezwingbare
Regisseur Amos Kollek lässt seine attraktive Protagonistin erneut alle erdenklichen Grausamkeiten erleben. Doch die militant vertretene Lebensnähe wirkt aufgesetzt und unwirklich.
Bridget (Anna Thomson) ist am Ende ihrer Kräfte. Seit Jahren führt sie eine Existenz in zwielichtigem Umfeld. Sie ist alkohol- und drogenabhängig. Das Sorgerecht für ihren Sohn hat sie verloren, nachdem ihr Mann ermordet wurde. Wie es dazu kam, fügt sich im Laufe des Films puzzleartig zusammen. Nichts scheint aber unwahrscheinlicher, als aus einer solchen Misere je wieder herauszukommen.
Das einzige Lebensziel von Bridget ist es, ihr Kind wiederzuhaben. Auf ihrer Odyssee bietet sich wiederholt Geld als Schlüssel zur Möglichkeit und zur Rettung an. Doch schliesslich sind es Bridgets unglaubliche Naivität und ihr soziales Engagement, welche es ihr ermöglichen, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen - frei nach dem Motto "Ein guter Mensch kann nicht untergehen". Und daran möchte man doch gerne glauben.
Der steinige Weg, den die Protagonistin zu gehen hat - vom Guten zum Schlechten und zurück - ist zwar sensationsträchtig, doch ist die Geschichte weit von Glaubwürdigkeit entfernt. Im Gegensatz zu seinem letzten Film "Fast Food, Fast Women" - ebenfalls mit Anna Thomson in der Hauptrolle - findet das überspitzte Drama keine Wende zum Märchenhaften, sondern droht ins Lächerliche abzustürzen. An Stelle von Betroffenheit tritt eine kritische Distanz.
Regisseur Amos Kollek baut stattdessen gänzlich auf die faszinierende Aura seiner Fetisch-Schauspielerin Anna Thomson, einer Frau, an deren Äusseren nichts mehr so ist, wie es die Natur geschaffen hat. Jeder ihrer Auftritte ist ein Erlebnis: Sie ist eine Stil-Ikone der Gegenwart, vergleichbar mit Hollywood-Stars der Vergangenheit wie Grace Kelly und Audrey Hepburn. Doch reicht dies keineswegs aus, um Mitgefühl für ihr Schicksal zu mobilisieren. Im Gegenteil: Kollek degradiert seine talentierte Actrice dadurch definitiv zur Schaufensterpuppe.
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