Harry Potter und die Kammer des Schreckens Deutschland, Grossbritannien, USA 2002 – 160min.
Filmkritik
Viel Lärm um Harry
Mehr Gerenne, mehr Gekreische, mehr Gelächter: Die Verfilmung von J. K. Rowlings zweitem Harry Potter Roman zaubert nach der Formel "bigger is better". "Harry Potter and the Chamber of Secrets" zieht alle filmischen Register bis zum Anschlag, haut voll in die Tasten � und bläst die eigentliche Erzählung schier an die Wand.
Monsterspinnen, Riesenschlangen, Verfolgungsjagden in fliegenden Autos, in Blut geschriebene Todesbotschaften und ein vertrottelt-dubioser Hauself, der "Star Wars" Jar-Jar Binks suizidaler Halbbruder sein könnte: Die blossen Zutaten des zweiten Harry Potter Romans lassen bereits auf eine bedrohliche Mixtur schliessen. Dagegen war Teil 1, "The Philosopher�s Stone", nur ein lauwarmes Süppchen. Jetzt folgt der Hauptgang. Ein geschmacklicher Unterschied, der sich bereits in J. K. Rowlings Buchvorlagen abgezeichnet hat. Was Regisseur Chris Columbus jetzt aber für die Filmversion aus dem Potential herausholt, verschärft die Angelegenheit schwerwiegend.
In "The Chamber of Secrets" ist Harry (Daniel Radcliffe) einer geheimnisvollen Macht auf der Spur, die an der Zauberschule Hogwarts Mitschüler um Mitschüler zu Stein erstarren lässt. Bei seinen Nachforschungen wird Harry immer wieder vom zwielichtigen Hauself Dobby gestört. Die stets mit einem abgewetzten Sack bekleidete, hypernervöse und zur überfallartigen Selbstzüchtigung neigende Kreatur taucht jeweils unerwartet auf und versucht mit allen Mitteln, Harry von gefährlichen Unternehmungen abzuhalten. Die Lacher hat er dabei meist auf seiner Seite. Dobby ist aber nicht der Einzige, der dem Zauberlehrling beinahe die Show stiehlt. Auch die Effekte streiten sich mit ihm um die Vormacht im Film.
Regisseur Chris Columus richtet in "The Chamber of Secrets" mit grosser Kelle ein üppiges Mahl an, bei dem einem glatt die Augen überlaufen. Leider verschwimmt dadurch auch die Sicht auf das Wesentliche. Die jugendlichen Hauptdarsteller kämpfen sich zwar bravourös durch Specialeffects und düstere Kulissenlandschaften. Und am Ende haben sie sogar noch Schnauf, um sich mit computergenerierten Fantasiegestalten zu duellieren. Angesichts des bombastischen filmischen Blitzlichtgewitters ist ein zeitweiliges Absaufen der jungen Helden in den digitalen Fluten trotzdem unvermeidlich. Neben den vielen handwerklich einwandfrei abgedrehten Actionszenen stechen nur wenige Momente heraus, die schauspielerische Präsenz markieren (zum Beispiel Kenneth Brannagh in ironischer Pose als narzisstischer Zauberlehrer Gilderoy Lockhart). All das macht "The Chamber of Secrets" schneller, bedrohlicher und spassiger als die erste Potter-Verfilmung. Aber auch so ohrenbetäubend, dass es einem die Sinne raubt. Dieser Film ist ein einziger, mehr als zweieinhalb Stunden andauernder Spuk. Und wenn er vorbei ist, fragt man sich, was eigentlich gewesen ist.
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Kommentare
Übel, was da weggelassen wurde! Der umgsetzte Teil überzeugt aber meist.
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