Signs USA 2002 – 106min.

Filmkritik

Ein Kreis im Kornfeld

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Night M. Shyamalan hat es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, jedes filmische Genre neu zu definieren. Mit "The Sixth Sense" gab er dem übersinnlichen Thriller eine frische Note, und "Unbreakable" gestaltete er als beeindruckend eigensinnige Abwandlung der Comic-Verfilmung. Jetzt hat Shyamalan den Science Fiction Film im Visier und beweist, dass man Genrekonventionen nicht nur durch Selbstironie und Persiflage aufbrechen kann.

"Signs" hat eigentlich alle Zutaten, die sich ein Science Fiction Fan wünschen kann: Eine Invasion der Erde durch Ausserirdische, UFOs, Aliens. Diese werden aber so gekonnt gemischt, dass der fertige Kuchen einen komplett anderen Geschmack hat als erwartet. Der Einfall einer fremden Rasse bietet Shyamalan keinen Anlass für wilde Laserstrahl-Gefechte, es wird nicht geschossen und nicht explodiert. Die Begegnung der dritten Art läuft lediglich als Hintergrundmusik zum Schicksal des Farmers und Ex-Priesters Graham Hess (Mel Gibson), der nach dem Unfalltod seiner Frau seinen Glauben verloren hat.

Eines Tages findet er in seinem Maisfeld ein riesiges Ornament aus geknickten Halmen. Ein Bubenstreich? Vandalismus? Keine rationelle Erklärung scheint wirklich auf das Phänomen zu passen, nur für Graham's Kinder Morgan (Rory Culkin) und Bo (Abigail Breslin) ist klar, dass hier Ausserirdische am Werk waren. Während der neunmalkluge Morgan seine Nase sofort in zwielichtige Bücher steckt und die Vorgänge wissenschaftlich zu erforschen versucht, hat Bo immer bösere Vorahnungen. Graham's Bruder Merrill (Joaquin Phoenix) schliesslich läuft vom Lager der Skeptiker zu den UFO-Theoretikern über und schliesst sich der Gewohnheit der Kinder an, sich Mützen aus Alufolie zu basteln, damit die Ausserirdischen die eigenen Gedanken nicht lesen können.

In solchen Momenten blitzt bei M. Night Shyamalan eine neue Qualität auf, die in seinen letzten Filmen nicht zum Zug kam: trockener, unaufdringlicher Humor. Dieser lockert wohltuend seine gewohnt überbedächtige Erzählweise auf, die zwar auf ruhige Art Spannung erzeugt, aber vom Publikum auch ein gerütteltes Mass Geduld fordert. Man muss aber dem jungen Regisseur immer wieder Respekt für seine Cleverness zollen. In einem Themenkreis, der eigentlich nach Action schreit, exerziert er anhand eines menschlichen Schicksals den Zwiespalt zwischen Glauben und Vernunft durch. Der Nachteil: "Signs" kommt mit seinen religiösen Untertönen nicht ohne Pathos aus, und leider auch nicht ohne ein schnulziges Hollywood-Ende. Dass uns Shyamalan nicht noch ein drittes mal den grossen "Aha"-Effekt als Schlussbouquet servieren konnte, leuchtet ein, doch während "The Sixth Sense" und "Unbreakable" dadurch befriedigende Ausstiege aus der Story boten, bleibt "Signs" zum Schluss doch etwas flau. Die Spannung, die über die ganze Filmlänge aufgebaut wird, kann sich nirgends richtig entladen.

31.05.2021

4

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Kommentare

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8martin

vor 3 Jahren

Jetzt weiß ich endlich, wo die spitzen Aluhütchen herkommen. Genaues weiß man nicht. Ein Horrorstreifen ist es, der mit Geräuschen arbeitet. Am Ende taucht sogar ein kaum erkennbares Wesen auf, dem ein mutiger Mann vielleicht den Garaus macht. Genau sieht man es nicht. Zwei Brüder Graham (Mel Gibson) und Merrill (Joaquin Phoenix) bekämpfen die Außerirdischen mit Mut und einem Baseball-Schläger. Insider wissen, dass genau das das Süppchen ist, das Regisseur M. Night Shyamalan kocht, um seine Brötchen zu verdienen. Bisher hatte er Film-Freaks mit dem 6. Sinn und Unzerbrechlich ergötzt. Er muss dabei so überzeugend gewesen sein, dass eine wachsende Zahl von Followern an eine Invasion aus dem All glaubt. Früher tat man das im stillen Kämmerlein daheim. Heute rennt man mit einem spitzen Aluhütchen auf dem Kopf zu jeder Demo, die sich gerade versammelt. Wogegen soll denn der Aluhut helfen? Als Antenne oder Blitzableiter? Wohl kaum.
Das ist nicht mehr Entertainment. Es ist eine gefährliche Volksverdummung, wenn es gelingt Menschen dazu zu bringen, dass sie nicht mehr zwischen Fiktion und Realität zu differenzieren vermögen. In der freien Welt steht es zwar jedem frei, das zu glauben was man will, doch dieser Glaube ist gefährlich. Der Gläubige wird seines gesunden Menschenverstandes beraubt und Opfer seiner Ängste. Der Mensch wird zum willenlosen Werkzeug ominöser, dunkler Mächte. Man könnte meinen, es hätte die Aufklärung nie gegeben. Jede Zeit hat wohl ihren Erich von Däniken.Mehr anzeigen


booster23

vor 11 Jahren

Wie " gut" der Film ist, kann man sich denken.... Weil:
Die Ausserirdischen, welche ja mit Raumschiffen zu uns kommen, also x Lichtjahre reisen können.
Brauchen Bilder auf unseren Feldern, um zu Kommunizieren...? aha... Wenn das so ist will ich nicht wissen was die brauchen um Tic tac toe zu spielen.... Na gut, also die Aliens sind da.... Aber gott sei Dank kriegen Sie die Kellertür nicht auf! Naja ist halt schon nicht so einfach wie eine Reise über hunderte Lichtjahre....
Und wieder kann man nur an die Simpsons denken... ein Brett und ein Nagel..

Wer kommt nur auf solche ideen?Mehr anzeigen


beatrunggi

vor 19 Jahren

Der Ursprung der Kornkreise (corn cirles), die ja sowohl in Mais- als auch in Kornfeldern etc auftauchen scheint unbekannt. Bekannt ist jedoch, dass schon eine Autofirma für den Release eines neuen Wagens in einem Feld das Auto hat "abdrucken" lassen. Es ist also heute durchaus möglich, Kornkreise mit höchster Präzision von Menschenhand zu schaffen.
Trotzdem bleiben mit den Ursprünglichen corn circles, die scheinbar über Nacht auftauchen viele Fragen unbeantwortet...
Der Film selbst ist meiner Meinung nach ok. Jedoch geht die gut aufgebaute Spannung spätestens an dem Punkt verloren, wenn das graue Alien mit einem leicht dümmlich anmutenden Blick im Wohnzimmer der Priesterfamilie steht. Akte-X lässt grüssen. Die Note drei bis vier von mir!Mehr anzeigen


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