Filmkritik
Herren im fremden Land
Wie bereits Graham Greenes Romanvorlage von 1952 war auch Phillip Noyces Film seiner Zeit voraus. Weil im Buch die Mitschuld der USA an terroristischen Akten in Indochina um 1952 thematisiert wird, hat man im September 2001 davon abgesehen, den Film in die Kinos zu bringen.
Der australische Regisseur Phillip Noyce scheint seiner Hollywood-Maintream-Vergangenheit definitiv den Rücken gekehrt zu haben. Thematisch ist "The Quiet American" eng verwandt mit seinem letzten Werk "Rabbit-Proof Fence", ein Drama aus der australischen Kolonialherrschaft. Unter Beschuss sind erneut diejenigen, die sich in fremdem Teritorium einnisten und ihre Werte unüberlegt zur Botschaft machen.
Zwei Jahre vor der Niederlage der Franzosen in Dien Bien Phu trifft der britische Auslandkorrespondent Thomas Fowler (Michael Caine) den jungen, idealistischen Amerikaner Alden Pyle (Brendan Fraser) im vietnamesischen Saigon. Als sich dieser in Fowlers blutjunge Mätresse und Opiumlieferantin Phuong (Do Thi Hai Yen) verliebt, werden sie zu verfeindeten Konkurrenten. Der chronisch zynische, welterfahrende Fowler (hervorragend dargestellt von Caine) muss Stellung beziehen.
Phillip Noyces Adaption gelingt der Spagat zwischen Thriller und Liebesfilm. Romantik und Spannung tragen die Geschichte zu gleichen Teilen: Der Kampf um die Geliebte widerspiegelt den Kampf um Vietnam. Dabei kommt auch die moralische Komplexität des Dramas in keiner Weise zu kurz und erhält im heutigen Weltgeschehen neue Aktualität.
Im Gegensatz zu Joseph L. Mankiewiczs Verfilmung von 1958 bleibt Noyces Remake Graham Greenes Roman sehr viel treuer und kritisiert offen die "guten Absichten" der USA in diesem Konflikt - Grund genug jedenfalls für den amerikanischen Verleiher Miramax, den Film nach dem 11. September 2001 für einige Zeit verschwinden zu lassen.
Über die Tatsache, dass im nur gut eineinhalb Stunden langen Film einige Szenen unschön abgewürgt worden sind, tröstet eine gelungene athmosphärische Kohärenz hinweg. Kameramann Christopher Doyle ("In the Mood for Love") hat die hypnotisierende Inszenierung der Geschichte stilsicher in ihrer Zeit verankert.
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Kommentare
unerwartet starke fraser, top caine, nach ein buch von graham green: wenig bekannte aber sehr starke film
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