CH.FILM

Verhör und Tod in Winterthur Schweiz 2002 – 103min.

Filmkritik

Was geschah in Winterthur?

Filmkritik: Nathalie Jancso

Nach Erich Schmids ("Meier 19") neuem Buch "Verhör und Tod in Winterthur" basiert Richard Dindos neuster Dok-Film. Er geht darin auf den Spuren des Buches zurück in die Vergangenheit und versucht zu verstehen, was 1984 in Winterthur passierte, als sich eine Gruppe von Jugendlichen gegen die Gesellschaft auflehnte.

Im Sommer 1984 finden in Winterthur eine Anzahl von Attentaten statt. Unter anderem auf das Haus des damaligen Bundesrats Friedrich. Die sogenannten "Wintis", bekannte jugendliche Krawallmacher, die gegen Staat und Kapital opponieren und in besetzten Häusern wohnen, sollen dafür verantwortlich sein. 27 Jugendliche werden verhaftet. Unter dem Druck der Vollzugsbehörden erhängt sich eine junge Frau in ihrer Zelle. Beteiligte beider Seiten erinnern sich.

Wie bei Dindo nicht anders zu erwarten, ist der Film handwerklich solide und mit der nötigen Spannungskurve gefilmt, doch beschleicht einen schon bald das ungute Gefühl, dass die Thematik nicht wirklich mit der nötigen Distanz angegangen wurde. Es werden nostalgische Erinnerungen wach gerufen, bei den Beteiligten und dem (wahrscheinlich mehrheitlich linken) Publikum, und es werden aus der altbekannten linken Perspektive die Aussagen der sanft glorifizierten Rebellen, die heute nicht mehr wirklich zu überzeugen vermögen, gegen die nüchternen Aussagen der Polizei gestellt.

Vielleicht sollte sich Dindo auch einfach überlegen, ob sich die bewegten Themen der achtziger Jahre nicht langsam tot gelaufen haben - die Intensität seines "Dani, Michi, Renato & Max" (1987) erreicht er mit diesem Film leider nicht mehr. Vielleicht hätte ein stärkerer Fokus auf den Tod des Mädchens und ihren Freund, den Maler Aleks Weber, dessen Bilder eindrücklicher Ausdruck dieser Zeit sind, dem Film bestimmt gut getan hätte.

16.02.2024

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