Whale Rider Deutschland, Neuseeland 2002 – 101min.

Filmkritik

Gut für morgen

Filmkritik: Andrea Bleuler

Die nicht-maorische Regisseurin Niki Caro präsentiert eine unkitschige Auseinandersetzung mit der maorischen Tradition und deren Entwicklung. Allerdings prägt die junge Hauptdarstellerin den Film noch viel stärker als die Autorin.

Die Geschichte des Maori-Mädchens Pai (Keisha Castle-Hughes) ist eine universell gültige Fabel über Traditionen im Umbruch. Die Neunjährige wäre das ideale Stammesoberhaupt, hätte sie nur nicht das falsche Geschlecht. Obwohl sie aus einer traditionellen Häuptlings-Familie stammt, will der starrköpfige Grossvater (Rawiri Paratene) lieber in Gram sterben und sein Volk führerlos wissen, als seiner Enkelin das Zepter zu übergeben.

Niki Caros Erzählung folgt Pais kurzer Lebensgeschichte: Seit Anbeginn wird sie von ihrem Grossvater zwar geliebt, aber gleichzeitig auch verschmäht, weil sie anstelle ihres Zwillingsbruders die Geburt überlebt hat. Pai lässt sich allerdings von projizierten Schuldgefühlen nicht zermalmen und kämpft unbeirrt um Anerkennung. Sie beweist sogar sehr viel mehr Mut als ihr Vorfahre und vertraut radikal ihrem kulturellen Erbe. Dabei scheint sie instinktiv zu wissen, welche Elemente ihrer Kultur in der modernen, veränderten Gesellschaft tatsächlich von Belang sind.

Die Regisseurin vermischt ethnologische Beobachtungen und Psychologie meist sehr harmonisch. Seine eher schwachen Momente hat der Film dann, wenn Rituale über die Erzählung dominieren. Doch genauso wie das Inuit-Epos "Atanarjuat - The Fast Runner" ist auch "Whale Rider" für die bornierte westliche Seele absolut inspirierend - nicht zuletzt deshalb, weil es Caro gelingt, die Verbundenheit einer Menschengruppe mit ihrer natürlichen Umgebung zu vermitteln.

"Whale Rider" erzählt kein Mitleid schindendes Minderheiten-Schicksal, sondern thematisiert elegant Gefühle wie Würde, Stolz und Zusammengehörigkeit. Mystik wird in Bildgewalt verwandelt - die eindrucksvolle Landschaft Neuseelands ist dabei selbst eine Protagonistin. Doch seine entwaffnende Natürlichkeit und Aura hat der an Independent-Festivals hochgejubelte Film schlicht und einfach einem verwirrend charismatischen Kind zu verdanken.

25.05.2021

4

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

Korooo

vor 11 Jahren

Super Film


moonlightvampir

vor 15 Jahren

ansonsten recht gut


fiona3

vor 20 Jahren

Der Inhalt ist einfach super, mal etwas anderes


Mehr Filmkritiken

Gladiator II

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Venom: The Last Dance

Typisch Emil