Filmkritik
Drei Frauen auf der Suche
Im südkoreanischen Film "Flower Island" ist es, anders als der Titel vermuten lässt, in erster Linie kalt. Auf einem winterlich verschneiten Berg begegnen sich drei Frauen, die traumatische Erlebnisse hinter sich haben: Die siebzehnjährige Hye-na hatte allein auf einer Toilette eine Fehlgeburt, Ok-nam prostituierte sich, um ihrer Tochter ein Klavier zu kaufen, doch der Freier starb in ihrem Bett, und die Sängerin Yoo-jin hat soeben erfahren, dass sie todkrank ist und die einzige Rettung darin bestehen könnte, ihre Zunge herauszuoperieren.
"Was ich als Erwachsener als erstes entdeckte, waren meine Verletzungen und die der Menschen um mich herum", sagt Regisseur Ilgon Song. In "Flower Island" spürt er den Wegen nach, die drei Frauen auf der Suche nach Heilung für ihre Seelen gehen. Der Zufall führt die drei zusammen, indem er sie auf einem verschneiten Berg im Norden Südkoreas statt an der Südsee stranden lässt.
Der Film erzählt von der gemeinsamen Reise der drei Frauen in den - ebenfalls kalten - Süden, wo Hye-na (Hye-na Kim) ihre Mutter, die sie als Kind verlassen hat, suchen will. Ok-nams (Joo-hee Seo) Ziel ist die Blumeninsel, auf der ihre "verwandte Seele", wie sie sich ausdrückt, lebt. Es sei ein Ort, so sagt sie, an dem Sorgen und Schmerzen vergessen werden. Yoo-jin (Yoo-jin Im), die nicht mehr leben möchte, schliesst sich ihnen auf der Reise in den Süden an.
Die Fahrt erhält zunehmend unwirkliche, traumartige Züge, gleichzeitig bleibt Ilgon Song jedoch bei harten, ungeschminkten Bildern. Die Blumeninsel entpuppt sich, als man schon fast nicht mehr daran glaubt, als realer Ort - ein Felsbrocken im Meer, armselig, mit ein bisschen Industrie, nicht weniger rau und kalt als vorher Stadt und Berg. Und wenn die Frauen zuletzt so etwas wie Heilung finden, so bleibt dabei viel Rätselhaftes. Gerade dadurch bewahrt sich der Film seine Ehrlichkeit bis zuletzt.
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