Hugo Rodriguez Kinodebüt "Nicotina" hat an den Mexican Film Awards 2004 mit sechs Auszeichnungen fett abgesahnt. Obwohl die lateinamerikanische Antwort auf Guy Ritchies "Snatch" dem prominenten Vorgänger nicht das Wasser reichen kann, ist die Gangsterkomödie ein viel versprechendes Beispiel des erwachenden mexikanischen Films.

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Rauchen oder Nichtrauchen, das ist hier die Frage. Denn der nikotinhaltige Dunst schwebt als bläulicher Leitfaden ebenso durch die Szenen von "Nicotina" wie das Sinnieren über Gift oder Genuss des Tabaks. An einer geteerten Lunge sterben trotzdem weder der Computerfreak, das Coiffeur- und Apothekerpaar noch die Profi- und Amateurverbrecher, welche sich in dieser einen Nacht in Mexiko City begegnen. Letztendlich rauchen in der schwarzen Komödie nämlich mehr Colts als Protagonisten. Und zwar nicht, weil sich die Raucher- und Nichtraucher-Fraktionen in die Haare kriegen. Wenn's um einen Sack voll Diamanten geht, sind sich für einmal alle einig: Haben, haben.

Auch Hacker Lolo (Diego Luna, "Dirty Dancing 2") wittert das grosse Geld, als er sich mit Schmalspurganoven der mexikanischen Unterwelt einlässt. Zugang zu Schweizer Bankkonten gegen einen Haufen Edelsteine, lautet der Deal. Der typische Technik-Nerd ist ein kettenrauchender, verklemmter Zeitgenosse, der in der virtuellen Welt zwar Heldentaten vollbringt, sonst aber keinen anständigen Satz von sich geben kann. So überrascht weder, dass er beim computergestützten Bespannern seiner Nachbarin Konten und Diamanten vergisst, noch dass diese Lolos fiese Machenschaften durchschaut und im Zuge eines leidenschaftlichen Racheaktes seine Elektronik samt Zubehör in Schutt und Asche legt. Da hilft erst mal nur das Nikotin.

Ein kleiner Trost, der nicht mal eine Zigarettenlänge anhält: Auf die Daten des Hackers sind nämlich nicht nur mexikanische und russische Schurken scharf, sondern auch alle anderen, die irgendwie vom Diamantenhandel Wind kriegen. So nehmen zunehmend absurde und blutige Parallelhandlungen ihren Lauf, bei der einige Protagonisten das Rauchen und das Leben lassen. Moral der Geschichte? Auch Diamanten können Ihre Gesundheit gefährden.

Allzu grosse Risiken und Nebenwirkungen hat die Story trotzdem nicht, so todernst ist das alles ja nicht gemeint. Geniesser des schwarzen Humors dürften "Nicotina" unterhaltsam finden, auch wenn sich Stil und Inszenierung der Gangsterkomödie schamlos an Guy Ritchies "Snatch" orientieren. Umso unglücklicher scheint, dass die bittersüssen Anekdoten, Parallelmontagen und Split-Screens dem Original etwas hinterher hinken.

Aber wir drücken ein Auge zu, ist doch anzunehmen dass Madonnas Ehemann über ein weit grösseres Budget und mehr Erfahrung verfügt als Hugo Rodriguez, der mit "Nicotina" seinen Erstling auf die Leinwand bringt. Erfreulich ist auch, dass eine mexikanische Produktion internationalen Anklang findet. Man darf gespannt sein, was uns der mittelamerikanische Film nach "Nicotina" und Alejandro González Iñárritus Dramen "21 Grams" und "Amores Perros" in Zukunft noch alles zu bieten hat.