Filmkritik
Freuden und Bürden eines Mönchlebens
Kim Ki-duk erzählt das Leben eines Mönchs zwischen Lust und Leiden im Wechsel der Jahreszeiten. Auch wenn er immer wieder Busse tut und von seinem Meister lernt: Am Schluss hat er selbst einen Schüler, der dieselben Fehler wiederholt.
Es ist ein ungewöhnliches Heim, in dem der alte Mönch mit seinem jungen Schüler haust: Der Tempel ist auf einem Floss gebaut, das verankert zu sein scheint und manchmal doch treibt. Hier durchlaufen die Mönche die Jahreszeiten - jede Saison steht für einen Lebensabschnitt - und verschiedene Stufen des Glücks und des Leids. Frühling ist es, als der Bub - er ist etwa sieben - statt Kräuter zu sammeln Tiere quält. Eine Schlange, einen Fisch und einen Frosch bringt er auf mit einem umgebundenen Stein zum Stillstand, und wir Zuschauer empfinden gleichzeitig die kindliche (und sadistische) Freude nach und billigen den die Szenen beobachtetenden alten Mönch in seiner Massregelung: Am Morgen erwacht der Junge mit einem grossen Stein, der auf seinen Rücken gebunden ist. Sein Lehrer trägt ihm auf, damit die Tiere befreien zu gehen. Doch zwei haben nicht überlebt.
Im Sommer sieht der mittlerweile 17-jährige Mönch auf dem Festland die Schlangen sich paaren - kurz bevor Fremde in seine vermeintlich isolierte Welt treten. Eine Mutter liefert ihre kranke Tochter im Tempel ab, damit sie genese. Sie und der junge Mönch finden (zumindest sexuell) zueinander. Als das Mädchen gesund nach Hause fährt, folgt er ihr, eine Buddha-Statue im Gepäck, entgegen der Warnung seines Herrn, dass Begierde zu Abhängigkeit führe und diese wiederum zu Mord.
Inzwischen ist es Herbst, und die warmen Farben kontrastieren mit der Verzweiflung und Todeslust des zurückgekehrten, inzwischen 30-jährigen Mönchs. Der Tempel ist seine einzige Zufluchtsstätte - seine Hände sind besudelt, und sein Meister lässt ihn büssen. Die Natur stirbt einen Winter lang; der Meister schliesst endgültig mit seinem Leben, nachdem er seinen Schützling der Polizei und somit der weltlichen Strafe übergeben hat.
Es ist Winter, als der Mönch übers Eis den verlassenen Tempel erreicht. Die Zähne seines alten Lehrers verleibt er einem in einen gefrorenen Wasserfall geschnitzten Buddha ein; einen steinernen schleppt er auf den Berg. Von oben sehen wir zum ersten Mal den ganzen See: Er ist winzig. Nun ist der Mönch Meister geworden: Eine vermummte Frau bringt ihm ihr Baby, das im Frühling - ganz der Bub vom Beginn - eine Schildkröte quälen wird.
Kim Ki-duks Film ist kein optimistischer: Am Ende sind wir am Anfang, und dem Schüler steht ein weiter, qualvoller Weg bevor. Das Leben, so scheint uns der Regisseur sagen zu wollen, verläuft wie die Jahreszeiten zyklisch, und was wir selbst lernen, wird die nächste Generation wieder vergessen haben. Erneut muss sie sich auf den Weg von Unrecht, Sadismus, Reue und Leiden begeben. Es gibt Momente der Stille und der Einheit, der Schönheit und Naturverbundenheit (z. B. wenn der Meister das Ruderboot mit purer Willenskraft bewegt oder der geläuterte Mönch den Buddha auf dem Berggipfel aufstellt und auf die ersten Sonnenstrahlen wartet), was durch die ruhige Kamera mit ihren präzisen Bildkompositionen unterstützt wird. Aber Spring, Summer, Fall, Winter...and Spring ist kein meditativer Film über den Buddhismus; vielmehr wirft er einen nüchternen Blick auf die Menschheit, die auch abseits der Zivilisation das Dunkle in sich entdecken und immer wieder Busse tun muss .
Dein Film-Rating
Kommentare
Als ich mit meinen Kollegin in den Kino ging war die Stimmung SUPER!!!
Ich schaute mir den Film an (keiner hat ich je mehr berührt) und kam mit sehr nachdenklicher Stimmung aus dem Kino.
Meine Gedanken waren: wiso leben wir hier im luxus, und sind jedoch nicht zufriedener als solche Buddisten die nur mit sich selbst und ihrem Gott leben!
Ausserdem wunderschöne Landschafts und Stimmungs Bilder!!!!!!!!!!!!!!!!
Peace… Mehr anzeigen
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